Zeit & Sprache

Hanns Korens Erscheinungsbild – mit Hut und Wetterfleck – ist uns heute ebenso in Erinnerung, wie seine Wortgewandtheit und Sprachmelodie. Sie entstammen wohl ebenso seiner umfassenden Bildung, als auch dem Dialog mit Menschen aller Bildungs- und Berufsschichten, in hochrangig besetzten Dialoggesprächen ebenso wie am Stammtisch. Nicht nur in Graz hatte er seine Einkehrstätten. Wir wissen aus seinen Schriften, dass er die Antworten auf die Fragen der Zeit aus seinen Begegnungen mit den Menschen im Lande formulierte.

Bei den Leuten zu sein, das war also

…auch sein Prinzip um Weitsicht und Weisheit zu erlangen und daraus erwuchs auch sein Talent, große Themen des Lebens in verständliche Worte zu kleiden. Die Sprache der Nachbarn erfuhr damit eine Veredelung, tief sitzende Wahrheiten wurden nach oben verschoben.

Die Mundart spielte dabei eine wesentliche Rolle, weil sie den Kern der Sache stets besser trifft und Nuancen enthält, für die es in der Hochsprache keine Worte gibt. Als Volkskundler war Hanns Koren kein Bewahrer des Alten, stets aber ein Bewahrer der Lebendigkeit und er schätzte die Gestaltungskraft der Menschen.

Ein Bedenkjahr sollte

– neben allen anderen Facetten der großen Leistungen Hanns Korens -, eben auch die Erkenntnis hervorheben, dass die Begegnung am Stammtisch, die Sprache des Alltags und die zeitliche Investition im gastlichen Lebensumfeld die Antworten auf viele Kulturfragen bereithalten.

Ideal wäre eine Reihe von Lesungen in Mundart, wobei eine gleichzeitige Simultanübersetzung der Dialektdichtung in die Schriftsprache eine besondere Qualität des Dialekts aufzeigen würde: Die Mundart braucht viel weniger Worte, um auf den Punkt zu kommen. Sie verwendet sprachliche Nuancen, die der vehement der Deutlichkeit und Klarheit dienen.


Auszug aus einem eingereichten und nicht förderungswürdig erachteten Projekt im Hanns Koren Bedenkjahr 2006; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.