Der steirische Puls: Die Citoller Tanzgeiger

Ihr Metier ist der ländliche Tanzboden und dabei richten sie den Fokus auf die Ausgewogenheit zwischen impulsiver Lustbarkeit und dem glückhaften Schwingen nach reizvollen Melodien.

Das ist pure Stimulation und damit wird lückenlos eine alte Tradition fortgesetzt, nämlich an die des handwerklichen Musikmachens. Diese aus der Notwendigkeit geformte Tanzmusik hat vor allem Gebrauchswert und es ist eine Herausforderung, sie auf die Konzertbühne zu bringen. Ebenso aber verhält es sich mit den Gesängen auf der Alm und im Wirtshaus. Es sind Klänge, die für den Augenblick gelten und durchaus dazu angetan sind, dessen Vergänglichkeit hinaus zu schieben. Abgerundet und auch gekrönt wird dieses musikalische Spektrum im Begleiten der religiösen und weltlichen Rituale ihrer Heimat.

Die Frage der gegenseitigen Annäherung

Springender Punkt im Abwägen des Funktionalen mit den Gesetzen der Konzertbühne ist die Frage, ob sich die Citoller dem Konzertpublikum oder das Konzertpublikum sich den Citollern annähern soll. Die fünfköpfige Musikgruppe meint aber, dass Vitalität nicht gedrosselt werden kann und es zumutbar wäre, dem Publikum stets das ungeschminkte Original vorzusetzen.

Permanent für den Augenblick produzierend

Die Citoller Tanzgeiger kommen aus der nördlichsten Weststeiermark, haben gerne ihre tragende Rolle als Hochzeitsmusik und bei den kleinen Bällen am Lande. Sie spielen ohne technische Hilfsmittel kraftvoll akzentuiert und stets am Puls der Tänzerinnen und Tänzer. Dabei wäre ein vorgefertigtes Programm störend, weil es um die Stimmungslage des Augenblicks geht. Ihr Repertoire spannt sich von den alten Steirertänzen über die beliebten Volkstänze, zu rasanten Polkas, den geschmeidigen Melodien der Gesellschaftsmusik des 19. Jahrhunderts, den Jodlern und Liedern ihres alpinen Hintergrunds und den weltlichen und religiösen Gesängen des Jahresbrauchtums.

Der Reiz der Barriere

Die Citoller Tanzgeiger auf der Konzertbühne ermöglichen einen Blick hinter die bunten steirischen Kulissen. Der Semmering ist dabei weder für das Wiener Publikum noch für die steirischen Musikanten ein Hindernis. Nein, diese Barriere ist für beide Seiten von besonderem Reiz.


Für das Programmheft eines Konzerts im Haus der Regionen, Krems an der Donau am 19.10.2020; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.