Eintragung ins Buch der Akkorde

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Jodelkurs in Ramsau am Dachstein! Liebe zertifizierte Jodlerinnen und Jodler! Liebe alpine Seilschafter und – schäftinnen!

Nun reite ich diese Zeilen in die Maschine und es ist kurz nach acht Uhr. Es ist also schon after eight und finster, finster, finster ist`s im Wald und auf den Fernstraßen, die Euch heimwärts führen. Unsere Expertin für Endoskopie wird kurz nach after eight daheim ankommen und der Siegesmund kurze Zeit darauf eine Brücke zum Morgen schlagen müssen. Und so hat jede und jeder von Euch den Rückschritt ins Alltägliche anzutreten. After und Brücke stehen hier nur als Metapher für das ärztliche Jodeln. Die Frage aber lautet unverblümt: Wie verkraften die anderen den Abschied aus der Klangwolke?

Geküsst und weggeporscht ist`s ganz leicht

…doch macht sich schon bald die Sehnsucht breit, sie sitzt in den Kleidern, im Kofferraum, im Lungenflügel und in den Lachfalten. Keine Creme und kein Kräutertee hilft in der großen Not, eher eine Dosis Erinnerung an die schönen Augenblicke:

Der erste Erkundungsrundgang im Wald und auf der Heide, am Absprung der Skisprungschanze hineingeramsaut hinunter zu den Einwohnern, deren lutherische Leidensgeschichte uns des Abends beschäftigt hat. Erste Ramsauer Jodeltöne raus geschleudert über den Stacheldraht und zurückgeworfen vom tonalen Reisebüro namens „Echo“. Schön war`s mit dem Schladminger aber noch schöner wär`es gewesen, das Gulasch der Claudia nicht bis zur Topfsohle auszulöffeln und dem Georg die Freigabe des Zapfhahns – und das Bier – nicht augenblicklich abzunehmen.

Greifen wir dann gleich ins nächste Menü vor

…mit dem geschmorrten frommen Lamm, sanft geschmiegt an die Kartoffelhälften und zudem eingesaftet für die dezenten Schmatzlaute. Das war die ultimative Krönung für den Gaumen und die Geschmacksnerven. Beide Gastgeber bereiteten uns von früh bis spät die himmlische Hängematte für Leib, Seele und Knorpel, geschaukelt von sonnseitigem Wohlwollen. Die letzten kostbaren Reste vom Loidl – Gott hab den lieben Stier selig- haben wir noch mit dem Zahnstocher genüsslich aus der Reserve gelockt, sodass sich der Hodl und Dadl nach dem Kochtopf gesehnt haben werden.

Der Samstag wurde durch die permanente Begleitung von Herta ein besonderer. Sie machte die Spur zu den Steiner Sänger noch anschaulicher, den Güpfüjodler noch einfühlsamer. Das Alpinmuseum wiederum ermöglichte die kleinen Einblicke in eine große Welt des Endeckens der Berge, der Kaiser des Schmarrens samt dem Mus des Apfels war ein willkommener Magenfüller, der Steirerkas tastete sich mühelos bis in unsere Nebenhöhlen vor.

Den Horizont links liegen lassend

…trafen wir in der Südwandhütte mit dem Südwandjodler ein. Da saßen wir nun – die Südwand im Nacken. Die scharfen Bilder sind noch im Gedächtnis und spiegelten sich auch im Glasauge, während sich der Jodelkursus vor dem alpinen Monument posierte, um den Auslösern im digitalen Handformat eine festhaltende Chance zu geben. Als sich die Sonne geneigt nicht mehr gezeigt hat, wurde uns am Dachsteinhaus noch eine Lesung zuteil, vom Jodler, der in den Sternschnuppen sein Zuhause hat und auch in unseren Herzkammern eine Zweitwohnung sein eigen nennt.

Zuletzt aber seid Ihr alle zertifiziert dem Aufstieg in die Silberkarklamm ausgeliefert gewesen, vorbei an den Klettersteigen und empörend senkrecht angelehnten Himmelsleitern. In das Rauschen des Wassers mischten sich nun schon heftig ausgestoßene Töne des Stoa Ennser, die sich teilweise gegeneinander ausspielten, aber durch Seilsicherungen wieder zueinander fanden. Das war Bestätigung genug von Eurem Fortschritt ins Reich der klingenden Lustbarkeit.

Es war schön für uns, Euch diese Tage zu bereiten

…und es war noch schöner, Eure Ausdauer und Hingabe zu sehen. Dafür gebührt Euch der Dank samt Eintragung ins Buch der Akkorde. Lasst uns noch an die Maroden denken, deren Aufenthalt von der Fieberkurve aus der Bahn geworfen wurde. Euch ist baldige Genesung zu wünschen und auch ein baldiges Wiedersehen auf der Seite der Pumperlgsunden – wie man bei uns sagt.

Und so grüßen wir Euch mit dem Duft der Schafwolle inmitten der Geräusche der Lodenerzeugung, mit dem Wissen um Martin Luthers Freude an den Ramsauerinnen und Ramsauern, mit dem Wissen um die Steinerische Alpingeschichte und mit dem Bewusstsein, dass uns die Gretl und der Heli sehr viel hinterlassen haben. Und nun gehet hin, jodelt und kehret wieder…


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach Jodeln alpin in der Ramsau am Dachstein 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.