Losn am Redenden Stein

Zum siebten Male fand am Appelhaus im Toten Gebirge „Losn am redenden Stein“ statt, ein Angebot für Familien, die gerne Märchen hören und miteinander jodeln. Die Alpenpost führte mit Hermann Härtel das folgende Gespräch:

Alpenpost:

Warum ist die Kombination zwischen Märchen erzählen und jodeln eine Erfolgsgeschichte?

Hermann Härtel:

Es ist eine Gemeinschaftsproduktion zwischen dem Almtaler Märchenerzähler Helmut Wittmann, meiner Frau Ingeborg und mir. Das Tote Gebirge ist reich an mystischen Orten, an denen die Märchengestalten – zumindest in der Phantasie – lebendig werden können. Jodeln wiederum hat etwas Magisches an sich, es ist dazu geeignet, Raum und Zeit zu verknüpfen und die eigenen Töne zu wecken. Die permanent zu hörenden Kuhglocken liefern dazu den almerischen Klangteppich.

Alpenpost:

Nun hat ja der Jodler in unserer Region ein Heimatrecht, sind es die Jodler des Salzkammergutes, die besonders geeignet sind?

Hermann Härtel:

Vor einiger Zeit habe ich einer Ausseer Geschäftsfrau unsere Jodelschulen zum Verkauf angeboten und sie meinte abwehrend: „Brauch man et – bei uns können eh alle Leut‘ jodeln“. Es war also nahezu eine Ehrenbeleidigung, sich als Auswärtiger des Jodelns anzunehmen. So viel patriotische Überzeugung ist ja schon wieder köstlich. Es ist durchaus schön, wenn es hier so empfunden wird, es gibt aber sowohl in der Steiermark als auch darüber hinaus Regionen, wo das Jodeln noch viel stärker verbreitet ist.

Alpenpost:

Überliefert ist, dass es beim Jodeln einer Begabung bedarf und wenn man im Radio Jodler hört da merkt man schon, dass es sich um eine große Kunst handelt.

Hermann Härtel:

Jodeln und Märchen haben also doch eine enge Beziehung. Nein – es bedarf keiner Begabung, denn Musikalität ist uns allen angeboren. Meine Aufgabe ist es, sie zu wecken – für viele meiner Klienten ist es ein später Weckruf aber dennoch ein heilsamer. Und weil von Kunst die Rede ist: Es gehört zu den schönsten Künsten, sich mit seinen eigenen Tönen zu unterhalten. Immerhin sind es dieses Mal 16 Kinder gewesen, die diesen Einstieg schon vollzogen haben. Das ist die eigentliche Erfolgsgeschichte dieser Veranstaltung am Appelhaus, die im nächsten Jahr wieder in der zweiten Julihälfte stattfinden wird.


Interview in der Alpenpost, Salzkammergut, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.