Ein Jubiläum der beweglichen Puppen

Das Salzburger Marionettentheater feiert heuer seinen 100. Geburtstag

 

Das ist die Faszination schlechthin, wenn sich durch Fingerfertigkeit eine geradezu menschliche Bewegung der Figuren herstellen lässt. Mit beinahe unsichtbaren Fäden wird der Wille des Puppenspielers auf die Gliedmaßen der kleinen Gestalten übertragen. Jeder Puppe für sich wurde kunstvoll das Leben eingehaucht, kein Köpfchen gleicht dem anderen, ebenso die reiche Ausstattung an Kleidern und Accessoires. Die Puppen haben etwas von „Alice im Wunderland“ – das Stück steht übrigens in diesem Jahr auf dem Spielplan.

Der Mensch und sein an Fäden zappelndes Abbild

Dabei ist die Verspieltheit des Menschen verwunderlich. Nicht nur, dass er sich im verkleinerten Maßstab abbildet, sondern dass er Mittel und Wege findet, um das Abbild in perfekte, graziöse Bewegungen zu versetzen. Solchermaßen personifiziert, bis ins letzte Detail und durch die Sprache verlebendigt, sind uns die Puppen im Marionettentheater ans Herz gewachsen. Es ist gleichsam eine Welt des Staunens und eine der köstlichen Unterhaltung. Die Begegnung mit den hölzernen Figuren ist eine, nach der man sich immer wieder sehnt, wenn man nach Salzburg kommt. Kann es sein, dass sie uns weniger enttäuschen als es die menschlichen Figuren im Alltag tun?

Zwei Premieren und der Blick hinter die Bühne

Anlässlich des Jubiläums werden zwei neue Stücke ins Programm aufgenommen: Das Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und „Alice im Wunderland“. Die schon eröffnete Spezial-Ausstellung im Foyer des Marionettentheaters wird als Treffpunkt zum Verweilen angeboten. Ab Mai gibt es spezielle Führungen mit Blick hinter die Bühne.

Die Kunst des Salzburger Marionettentheaters ist begründet in der Tradition, ein äußerst lebendiges Abbild des Menschen auf der Bühne zu erzeugen und dem Zuschauer die Illusion eines menschlichen Gegenübers zu geben. Deshalb regieren hier eine ausgefeilte Technik und eine des feinen Handwerks. Fingerfertigkeit und Sprechtechnik sind ebenso Teile des hundert Jahre langen Erfolgs, wie es die Liebe der Puppenspieler zu ihren zart anmutenden Darstellern zu sein scheint. Ob die manches Mal miteinander reden?


Gwandhaus Journal, Salzburg, Nr. 17, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.