Sehr geehrter Herr Hofrat Glawogger, lieber Freund !

In Einhaltung des Dienstweges schreibe ich diesen Brief und zugleich auch hinein in die Osterfeiertage. Ich denke mir, dass es gut ist, wenn solche Gedanken auch zeitlich Platz haben und dadurch auch greifen können.Die derzeit herrschenden Arbeitszustände sind unhaltbar und ich bitte Dich um Deine schützende Hand, denn weder ich noch meine Mitarbeiter haben es verdient, so behandelt zu werden, als ob unser Beitrag innerhalb des Landesbetriebes null Wert hätte. Ich möchte nur daran erinnern, dass unsere Arbeit über die Grenzen hinaus geschätzt wird und sich viele Fachkollegen im In- und Ausland sich an unserer Arbeit orientieren.

Wir sind auch keine Parasiten, die nur am Steuertopf hängen, sondern haben schon vor Jahren alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um den Landesbetrieb zu entlasten So wird z.B. die Abziehstelle kaum mehr von uns in Anspruch genommen, wir zahlen unsere Druckaufträge längst selbst. Wir kaufen uns auch die Tageszeitungen selbst, ebenso die Ergänzungsbände für die Bibliothek. Vor Jahren wurden wir noch vom Landesbetrieb damit beliefert.

Die Misere immer wieder auf die Fusion zwischen Landesbetrieb Volksliedwerk und Verein Volksliedwerk zurückzuführen ist zu billig. Wie hätte ich denn arbeiten sollen, mit der Ausstattung des Landes Steiermark: Vier geschützte Arbeitsplätze, 1 PC Arbeitsplatz, 1 Arbeitsraum, 1 Archivraum?

Es waren vor allem Eigenleistungen des Vereines, die zum außergewöhnlichen Erfolg geführt haben. Gibt es noch eine Institution im Landesbetrieb, in der mit einer solchen Personalauswahl so viel geleistet, sogar eine eigene Zeitschrift herausgegeben wird? Wo bleibt Fortissimo, die Vorzeigezeitschrift der Musikschulen? Gestorben, weil kein Geist aber zu viel Geld im Spiel war. Unsere Zeitschrift „Der Vierzeiler“ hat man hinausgeekelt, mit Tricks hat man erreicht, dass keine Budgetmittel und Portokosten übernommen werden.

Anstrengungen, um die Sache gut und für die Zukunft gut zu lösen, eine Kooperation zwischen Verein und Landesbetrieb auszuarbeiten, der Sache eine Chance zu geben, hat es von mir aus genug gegeben. Der Wille auf der Gegenseite hat gefehlt. Ins Gesicht wurde gelogen. Von wegen effizienter Landesbetrieb: Das bleibt solange Wunschdenken und Leitbild-Inhalt, bis einmal der Wille entsteht, dem Land zu dienen. Bisher vermisse ich im eigenen Landesbetrieb diesen Willen.

Wir sind die ersten, die Ideen zur Einsparung aufgreifen und haben auch schon bewiesen, wie man`s macht. Dafür bekommt man aber Prügel und die Stärkeren setzen sich durch. Von wegen kein Geld: So eine billige Kulturarbeit wird es nirgends mehr geben. Man hat uns vorgerechnet, dass das Volksliedwerk einen Gesamtaufwand von 3,5 Millionen für das Land bedeute. Vorwurfsvoll. Wir haben daraufhin errechnet, dass wir rund das Doppelte verbrauchen und der Verein Volksliedwerk also für die anderen 50% aufkommt.

Wer eine solche Einrichtung nur mit den Füßen tritt, gehört gemaßregelt und ich möchte Dich bitten uns und unsere Arbeit unter Deinen Schutzmantel zu nehmen. Momentan ist es so, dass die LAD und die Zentralkanzlei bestimmen, was geschieht und ich lasse mir diese Vorgangsweise nicht länger gefallen. Unsere Arbeitsweise ist vorbildlich, unser Betriebsklima ist vorbildlich, unser Einsparungswille ist vorbildlich und unser Ruf ist vorbildlich. Das Modell Volksliedwerk wird in ein paar Jahren Nachahmer finden, vielen Einrichtungen des Landes Steiermark wird man dies nahelegen. In der Zwischenzeit –solange hier immer noch Leute am Werk sind, die von Betriebsführung nichts verstehen, möchte ich Deinen Schutz, sonst werden wir die Sache nicht durchstehen. Dies beziehe ich durchaus auch persönlich auf mich. Es tut mir heute leid, jemals in den Dienst des Landes eingetreten zu sein und werde meinen Beruf wechseln, sobald sich mir eine Gelegenheit bietet.

Ich hoffe nun, dass Du den Ernst der Lage erkennst. Dr. Klingenberg bemüht sich redlich um uns, offensichtlich ist man aber machtlos gegenüber jenen Stellen im Betrieb, die uns zuarbeiten sollten.


Verzweifelter Hilferuf an den Leiter der Kulturabteilung des Landes Steiermark, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.