Lauter Stille!

Auf der Suche nach mehr Lebensqualität

Wenn eine Institution, die sich auf ein Motto „Das Leben zum Klingen bringen“, stützt von „Stille“ spricht, klingt das im ersten Augenblick vielleicht für viele befremdend. Im zweiten Anlauf aber erklärt sich diese Diskrepanz von selbst. Denn jeder, der sich im klingenden Leben bewegt, weiß, dass die Pause – also die Stille – einen unerlässlichen Moment zum Klangereignis darstellt. Was wäre ein Musikstück ohne Pausen, was wäre der Mensch ohne das Atemholen und seien es der Sonntag, die Feiertage oder auch der Urlaub.

Ja, da spielen uns unsere Sinne ein Schnippchen: Während wir uns so manchen Anblick durch das Schließen der Augen ersparen, kennt unser Ohr keine akustische Pause, es lässt sich nicht weghören.

Die Klageflut über den Lärm der Zeit, über die übermäßige Versorgung mit Musik, über die zunehmende Lautstärke bei allen Veranstaltungen ist nicht mehr zu überhören. Es häufen sich auch die Warnungen der Doktorecke in den Zeitungen und es gibt nicht wenige bedeutende Persönlichkeiten, die unser Geräuschpegel anprangern.

So widmen wir diese Ausgabe unserer Zeitschrift dem sinnvollen Gleichgewicht von Laut und Still und gleichzeitig auch der Angst des Menschen vor der Stille. Durch die ständige Beschallung ist uns die Fähigkeit abhanden gekommen, uns selbst zu unterhalten. Damit entziehen wir uns der Verantwortung zur Kommunikation, und begeben uns in die Passivität und der reinen Konsumation. Dadurch werden wir zu einer leicht manipulierbaren Masse, unselbständig und von außen formbar. Der Aufruf unserer Zeitschrift lautet: Nehmen wir doch unser Werken und Wirken wieder selber in die Hand, und finden wir einen eigenen Weg auf der Suche nach mehr Lebensqualität. Raus aus der Isolation also!

Es beginnt schon bei den Kindern, sie können nicht mehr zuhören, sind unaufmerksam und können sich schon gar nicht selbst beschäftigen, ohne dass da ein CD Player im Hintergrund spielt oder das Handy ständig klingelt. So sind von Kind an einerseits Gehörschäden vorprogrammiert, denn die Medizin sagt uns: Am Anfang und am Ende des Lebens steht das Hören. Denn das Ohr ist beim menschlichen Embryo so früh wie kein anderes Organ fertig gestellt. Und das Hören ist auch der letzte noch tätige Sinn des Menschen. Andererseits verlieren wir schon von Kind an die Fähigkeit selbst zu bestimmen, was und wie wir gerne hören.

Also gehen Sie doch mit uns den Weg gegen die akustische Umweltverschmutzung in die Richtung Gleichklang von Laut und Still. Nehmen wir uns ein Beispiel am ersten musikantenfreundlichen Gastwirt, der eine „Beschallungsfreie Gaststube“ anbietet, damit auch im öffentlichen Raum unser „Recht auf Stille“ gewahrt wird.


Für die Mitarbeiter und Autoren der Zeitschrift „der Vierzeiler“ wurde für jede Ausgabe ein Exposee erstellt, dem vorgelegten Thema einen Rahmen zu geben. Der Vierzeiler, Nr. 4/ Jahrgang 2006; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.

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