Grundsätzliches über das Jodeln…

Zuerst einmal waren es Verständigungsrufe (auf der Alm, bei der Jagd) und Arbeitsrufe (Holzarbeit, Flößer), die sich nach und nach zu einem Spiel mit den eigenen Tönen entwickelt haben. So könnte man denn Beginn des Jodelns erklären.

Auch heute noch gibt es diese Rufe im täglichen Gebrauch, man denke an die Auswahl von Tönen, wenn man Kinder sucht und ruft. Ebenso an die Viehlockrufe. Diese Form des Artikulierens gibt es in allen Kulturen und sie bleibt am längsten dort in Gebrauch, wo es die entsprechende Notwendigkeit gibt zum Beispiel bei den Naturvölkern oder in sehr abgeschiedenen Dörfern.

Wie aber entsteht dann Musik?

Das Spiel mit den Tönen und damit auch der fließende Übergang zur Musik stehen aber auch unter Einfluss der Volksmusik des jeweiligen Landes, bei uns unter dem Einfluss der Ländlermelodik. Das Jodeln vereint also die Urlaute des Menschen mit musikalischen Ausdrucksformen beim Tanz, beim Spiel und beim Singen. Mit der Urbanisierung unseres Lebens verkommt dieses Vermögen jedoch zum unwichtigen Beiwerk und taucht dann als Schaustück wieder auf. Aus diesem Grunde spielendas Jodeln und andere musikalische Überlieferungen  im touristischen Angebot eine Rolle. Wenn aber jeder Bezug zur urspünglichen Gebrauchsmusik und zum Spiel mit den Tönen fehlt, kann dieses „neue Leben“ des Jodelns bizarre Formen annehmen.

Jodeln ist nicht gleich Singen…

Es bedarf einer besonders kräftigen Sprache und Tongebung. Es ist dem Schrei näher verwandt als dem Gesang, bedarf aber mitten im vokalen Ausbruch der augenblicklichen Kultivierung. Das Ineinanderfließen der Stimmen bedarf der permanenten Korrektur, den Einfügens und Weglassens von Ornamenten, des Entwickelns einer vokalen Poesie. Während im Kunstgesang der Registerwechsel „gestützt“ und damit unhörbar wird, ist der hörbare „Schnackler“ beim Jodeln nicht nur eine wichtige Hilfe sondern ein Stilmittel schlechthin.

 Nacheinand und Füreinand

Es gibt sicherlich einige Hundert verschiedene Jodler – mitsamt den vielen Varianten. Dabei sind Unterteilungen in Zweier-, Dreier-, Viererjodler (nach der Anzahl der Stimmen) vorzunehmen. Es gibt so genannte „Nacheinand“ und „Füreinand“ – Jodler und die musikalische Gestalt lässt alle Möglichkeiten zu: Vom sentimentalen getragenen bis hin zum impulsiven oder auch schnellen Jodler.

Der Jodlerforscher Dr. Josef Pommer

Es sind uns zahlreiche Jodlersammlungen bekannt, eine davon, die von Dr. Josef Pommer (444 Jodler und Juchezer), ist wohl die berühmteste. Alle Jodlersammlungen nützten aber kaum der weiteren Verbreitung. Die Sammlungen sind allerdings eine wichtige Quelle und somit auch ein Nachschlagwerk. Nach wie vor wird gerade diese besondere musikalische Form mündlich überliefert, weil sie ja für die gerade jodelnden Personen angepasst werden muss. Die Tonhöhe ist ausschlaggebend, es bedarf des Ansingens und auch der Stimmaufteilung. All das muss im Augenblick erprobt werden und da bedarf es der Geduld und Ausdauer. Verbreitet ist der Jodler im gesamten Alpengebiet, vom Apennin bis nach Wien. Die musikalische Gestalt aber verändert sich von Land zu Land enorm. So weisen die Jodler in der Schweiz, im angrenzenden Vorarlberg, in Tirol, Salzburg oder in der Steiermark sehr unterschiedliche Formen auf. In Wien wird er übrigens Dudler genannt.

Der Jodler ist in Verruf gekommen

Dazu beigetragen haben vor allem die volkstümlichen Sendungen in den Medien, die gerne die Übertreibung (Bravourjodler) des Jodlers präsentieren, aber auch manche Musikerzieherinnen und Musikerzieher, die immer schon gemeint haben, diese besondere Gattung erst kultivieren zu müssen. Übrig geblieben sind gesungene  und nicht gejodelte Melodien, ihnen fehlt die so typische Impulsivität des Jodelns. Zum Beinahe-Untergang haben aber auch viele Volksmusikpfleger beigetragen, die das Jodeln nicht allen zugänglich gemacht haben, dafür aber einzelne Jodlergruppen als „die Letzten“ gehandelt, auf die Bühne gebracht und damit zu Exoten gemacht haben. So entstand die Meinung, zum Jodeln eignen sich nur wenige Menschen, sie müssten dazu geboren sein und das Jodeln müsse man im Blut haben.

Das Jodeln als pure Emotion

Heute, am Beginn dieses Jahrhundert, stellt sich heraus, dass Jodeln nach wie vor aktuell ist. Jodelkurse sind ausgebucht, auch Schulkinder sind davon angetan. Es ist Faktum, dass jede und jeder jodeln kann und dass sich gerade das Jodeln bestens dazu eignet, wieder mit dem Singen zu beginnen. Jodeln ist pure Emotion, es verhilft uns zu einem besonderen körperlichen Erlebnis.


Beitrag für interessierte Jodelkurs-Teilnehmerinnen und Teilnehmer, 2000; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.