Brauchtum und Volkskultur ein Teil der Erwachsenenbildung?

Volkskultur könnte man das nicht messbare Spannungsfeld zwischen Beständigkeit und Entwicklungsdrang nennen. Wo gesungen gespielt getanzt und „gebraucht“ wird, stellt sich nur selten die Frage nach Aktualität und Sinnhaftigkeit. Volkskultur ist nicht vordergründig innovativ. Der Umgang mit der Tradition ruft aber so manchen Störefried auf den Plan. Es ist einerseits die Jagd nach dem Original und andererseits aber die Angst um das Original die letztlich zum Festhalten führen, was wiederum im Musialen statt im Lebendigen endet.

Hinter dem Wort Volkskultur verbirgt sich eigentlich keine Fertigware, kein bühnenreifes Produkt. Mit Volkskultur ist vielmehr der Prozess der Weitergabe gemeint. Besser noch:

Volkskultur ist die Suche nach Brauchbarem und damit auch die Suche nach einen Verschnitt zwischen dem Anerkennen alter Erkenntnisse und dem Zutrauen, Neues zu versuchen.

Unsere Institution setzt folgende Schwerpunkte:

Die Entzauberung des Echten
Vertiefung der Beziehungen zum Bewährten
Beachtung der musikalisch- poetischen Überlieferung
Zugang zu musikalischen Fertigkeiten für jedermann
Publikationstätigkeit – an die Öffentlichkeit treten

Volkslieder sind der Klebstoff zwischen den Generationen und unsere Institution nimmt eine Schlüsselposition zwischen Musikinstinkt und Musikausbildung ein. Viele Menschen sind also auf der Suche nach den eigenen Wurzeln, gleichzeitig aber hegen sie den Wunsch mit ihren musikalischen Kenntnissen das Leben zu gestalten, ebenso anderen damit Freude zu bereiten. Wir sehen uns als musikalischen Sozialdienst, seine Stärke liegt deshalb speziell im Servicebereich.


Statement für eine Tagung der Förderstelle des Bundes Erwachsenenbildung in der Steiermark, 2000; Erwachsenenbildung Nr. 82, 3/2000;Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.