Genug Kultur eingefahren?

Es herbst`lt bereits – die Ernte wird eingefahren. Aber längst ist die Mehrheit von uns nicht mehr Selbstversorger und wir haben wenig mit der Scholle zu tun, die uns ernährt.

Ganz im Gegenteil – wir ärgern uns über die erdigen Spuren, die der Traktor auf jenem Asphaltband hinterlässt, das uns – neuerdings nur vom Internet übertroffen – mit aller Welt verbindet.

Welche Ernte haben wir also einzufahren

…wenn nicht die Kulturernte? Haben wir den Kultur – Parcours ausgiebig genützt? Sind wir noch im aktuellen Karussell oder haben uns die Ereignisse schon überholt? Wenn ja, dann gilt es im nächsten Quartal etwas zuzulegen!

Noch sinnvoller wäre es aber zu überlegen, wie sehr wir in diesen vergangenen Monaten und zuletzt in sonnigen Sommertagen selbst ein Stück Kultur waren. Haben wir auch selbst mit gestaltet, eine Rolle gespielt und selbst inszeniert? Kultur heißt „Selber singen„ meinte jüngst der Publizist Günther Nenning und er hat bei Gott nicht Unrecht, wenn er damit dem Selberklingen eine neue Bedeutung gibt. Singen beginnt aber erst, wenn wir uns alles gesagt haben. Vielleicht haben wir uns nicht alles gesagt?

Von Ton zu Ton schweben

Wer sich im Dreivierteltakt durch die herbstliche Landschaft kutschieren lässt, hat das Glück, auf einer lustvollen Welle von Ton zu Ton zu schweben. Es ist wie beim sommerlichen Heueinfahren: Wer da nicht mitmacht, wird die Wiese auch weiterhin nur achtlos betreten.


WAS IST WO? Programmzeitschrift, Derzeit Volksmusik, 11/ 1998; Sätze und Gegensätze, Band 10/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.