Sie können sich auf mich …

Die volksmusikalische Klangwelt aus dem Blickwinkel des Politikers

Da fragte mich kürzlich einer unserer Bezieher – anspielend auf das sehr seltene und unregelmäßige Erscheinen – ob unser Vierzeiler eine „von Zeit zu Zeit-Zeitschrift“ sei. Freilich habe ich die Anspielung verstanden und sehe mich veranlasst, die Antwort allen Lesern zu geben:

Unsere Zeitschrift ist die gedruckte Essenz von Erkenntnissen aus der vielfältigen Beantwortung unserer gegenwärtigen Fragestellungen. Sie ist ein Spiegelbild unserer Gedanken und Wünsche, reagiert auf die eigenwillige Dynamik gegebener Umstände und kennt daher keinen fixen Erscheinungstermin. Nie und nimmer ist dies eine Ausrede. Das „Ausreifenlassen“ eines Themas bringt Tiefe und Qualität. Dass wir, schon wegen der Fülle an Themen und der Kontaktnahme mit unserem Leserkreis, öfter erscheinen möchten, liegt auf der Hand.

Unsere Zeitschrift als Nebenprodukt

Unsere vielfältigen Aufgaben zwingen uns aber, diese Zeitschrift als Nebenprodukt zu behandeln. Derzeit befinden wir uns in einer Phase der redaktionellen Umstellung, möchten aber schon bald unseren alten Rhythmus wieder aufnehmen, nämlich dreimal jährlich erscheinen, also von Zeit zu Zeit…

Unser Thema kommt nicht so von ungefähr und nicht aus dem Nichts. Freilich, wir könnten die brodeln-den Gedanken beiseite schieben und uns rein musikalischen Dingen zuwenden. Ist es aber nicht zutiefst unser Thema, einmal nach den Vorstellungen unserer Volksvertreter zu fragen, sie mit – auch provokanten – Fragen zu konfrontieren:

  • Volkskultur – Hochkultur, ihr Verhältnis zueinander
  • Formen der Förderung musikalischer Volkskultur – ideell und finanziell
  • Heimatklänge – nur Rahmenprogramm für Politikerauftritte?
  • Wertschätzung der Volksmusik und Stellung im geselligen Leben innerhalb der Gemeinschaften
  • Rolle der Volksmusik im Gesamtbild kulturellen Lebens
  • Probleme des Erkennens und der Förderung eines Musikgeschehens außerhalb der Medienpräsenz
  • Wo gibt es Berührungsängste mit Tradition und warum?

Positive Auswirkungen: Europa der Regionen

Wir danken allen recht herzlich, die dazu beigetragen haben, dass dieses Thema so vielfältig behandelt werden konnte.Es wäre Aufgabe einer verantwortungsvollen Kulturpolitik, die Lebensgesetze von Volkskultur respektierend, den klingenden Wurzeln unserer oftmals verdeckten Heimatgefühle mehr Beachtung zu schenken. „Unter die Arme zu greifen“ würde meine Wortmeldung zu einem Subventionsansuchen degradieren. Dieses folgt sicher nach, doch wäre das Überwinden von Berührungsängsten und ein zumindest respektvoller Umgang mit Traditionen unseres Landes ein erster Erfolg.

Ist Identität ohne gleichzeitige Abgrenzung möglich?

Das vielgeprüfte Schlagwort eines geeinten Europas der Regionen ist auch in unseren Überlegungen einzubeziehen. Das zuletzt erwähnte Symposion „Der authente Volksgesang“ brachte großartigen Beweis von der musikalischen Eigenständigkeit der einzelnen Alpenregionen zu Tage.Ist Verwirklichung und Schutz von Identität ohne gleichzeitiger Ein- und Abgrenzung möglich?

Im Endeffekt geht es uns um mehr Orientierung in einer Sache, die sich allzu eicht vorspannen lässt, die als Spielball jeweiliger Mächtiger im „Mir san mir – 2/4 Takt“ enden kann. Wer diesen Sommer und Herbst dem Tagungstourismus gehuldigt hat, weiß, dass unser Vierzeiler Thema in aller Munde ist.

Gleiche Fragestellungen: Wohin führt unser Handeln?

Die „Sommerakademie Volkskultur“ in Altmünster bei Gmunden setzte ebenso wertvolle Akzente wie die Ingolstädter Tagung „Volkskultur in den Regionen Europas“.

Im Salzburger Tagungsort Goldegg rief man zum Thema „Lebensmittel Kultur – Regionalkultur im Wandel“ und in Innsbruck beschäftigte man sich mit „Authentem Volksgesang“. Letztere ausgenommen, hatten alle Beratungen die gleichen Fragestellungen.


Der Vierzeiler , Leitartikel Zum Titelbild und Thema, 12. Jahrgang, 3-4/ 1992 ; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.