Die Zeit: Jodel-Schunkel-Dudel-Kultur

Jodel-Schunkel-Dudel-Kultur des Rolf Michaelis

Es ist nicht wirklich weltbewegend, wenn sich die Journalisten aller Herren Blätter über die Jodel – Schunkel – Dudel – Kultur des Abendlandes lustig machen. Es lohnt sich aber doch, den so betitelten Artikel zu lesen, den Rolf Michaelis (Die Zeit Nr. 30 vom 17.7.1992) verfasst hat.

Nicht alles – so der Grundtenor – lässt sich mit Einschaltziffern entschuldigen und mit dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage abtun.

Die Welt vor und hinter der Bühne

Der gut pointierte Artikel enthält so manches stichhaltige Argument und eine Portion Aufklärung zu den Zusammenhängen zwischen den Welten vor und hinter der Bühne.

Zitat: „Was will hören, wer sich vor den Kasten setzt, um dabei zu sein bei Veranstaltungen, deren Titel schon die Verlogenheit ausposaunen: „Grand Prix der Volksmusik“, „Volksmusik-Gala“? Wissen die Leute, dass sie von vorn bis hinten mit kommerziell fabrizierten Bearbeitungen sogenannter Volksmusik betrogen werden – und wollen sie’s wissen? Mit der schönen Offenheit von Großverdienern einer Wachstumsbranche plaudern die Manager ihr Erfolgsgeheimnis aus.

Die Geschäfte gehen mit Herzilein und dergleichen

Wer beim Schunkel-Schinken „Herzilein“ das Taschentuch an die Augen führen muss – will der wissen, wie rüde der Angriff auf die Tränendrüse kalkuliert ist? Mit Volksmusik wurden 1991 mehr als 165 Millionen Mark umgesetzt. Brauchte Michael Jackson gut sieben Jahre, um in Deutschland 1,5 Millionen Exemplare seines Albums „Thriller“ zu verkaufen, so schaffte es das Naabtal Duo in drei Jahren, den bigotten Mariengesang von der „Patrona Bavariae“ mehr als sechs Millionen Mal loszuwerden.“


Der Vierzeiler 11/1992; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.