Wer gibt dem Instrument die Seele?

Die Volksmusikinstrumente-Erzeuger in der Steiermark

Wir legen Ihnen wiederum eine Zeitschrift in die Hände, Worte in den Mund und einige Erkenntnisse ans Herz. Das Thema hat uns einige Probleme bereitet und umfangreiche Recherchen erfordert. Diese Ausgabe erscheint deshalb auch um Monate verspätet. Aber es gilt ja nach wie vor der Satz:

Gut Ding braucht Weile

Wer baut heute Volksmusikinstrumente und wer waren die Vorbilder? Wir sind vielen Hinweisen nachgegangen, haben Fachliteratur durchforstet und einige Instrumentenerzeuger selbst aufgesucht. Unser Eindruck: Vielfach sind die Kenntnisse im Familienbesitz, oftmals ist Faszination der Antrieb für die handwerkliche Ausführung. Manchmal sogar die liebe Not mit dem Anfinden eines Instrumentes für das eigene Musizieren.

Viele Details bedürfen noch der Recherche

Wir bilden uns nicht ein, ein Gesamtwerk zum Thema vorzulegen. Wir sind ja noch nicht allen Hinweisen nachgegangen. Für unser Volksliedarchiv ist dies aber Anlass, unsere Forschungstätigkeit zu verstärken. So wüssten wir gerne Näheres zum Harmonika-Erzeuger Franz Haring, geb. 1893 in Oberlatein 49 bei Deutschlandsberg, dessen Werkstätte in Unterlaufenegg 49 stand. Erst 1952 wurde der Gewerbeschein gelöscht. Oder zum Harmonika-Erzeuger Alois Marx, geb. 1882 in Otterwitz/Sulmtal, dessen Gewerbeschein 1948 gelöscht wurde. Und wir suchen nach der Geschichte des Harmonika-Erzeugers Konrad Neger , geb. 1917 in Graz, das Gewerbe ausübend in Kothvogl 53 bei Stainz, dessen Gewerbeschein 1956 gelöscht wurde. Wer kann uns weiterhelfen?

So ist eigentlich all unsere Bemühung zu verstehen

Wir achten darauf, dass Tradition ein Thema bleibt und die Saat geht auf, wenn es uns gelingt, dass unser Thema auch Ihres wird. Die Beschäftigung mit dem Musikinstrumentenbau in der Steiermark – wobei wir uns fast ausschließlich auf die Volksmusikinstrumente beschränkt haben -, hat wieder einmal zutage gebracht, wie sehr Notlage, Ideenreichtum, musikalische und handwerkliche Begabungen damals wie heute die Grundlage für Musik waren und sind.

Die Vorteile der Beharrlichkeit

Die Materialien und die Techniken sind wohl anders geworden, die unternehmerische Energie hat offenbar niemals nachgelassen. Es ist also gar nicht so seltsam, dass einerseits die Instrumente und andererseits die Melodien, die darauf gespielt werden, sehr ähnlichen Grundvoraussetzungen unterliegen. Beide sind das Produkt einer bemerkenswerten Beharrlichkeit. Dieses Wort schließt aber den innovativen Schritt mit ein, denn wer mag schon der Kopie von gestern den Vorzug gegenüber dem Original von heute geben?

Den vielen Mitarbeitern ist für die Vorbereitung dieser Ausgabe herzlich zu danken. Am Besten in Form der freundlichen Aufnahme durch Sie – unsere Leserschar.


Der Vierzeiler, Leitartikel zum Titelbild und Thema, 15. Jahrgang, 1995; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.