Razzia im Bayernland

Nein, es geht nicht um den Handel mit gefährlichen Drogen und auch nicht um die illegale Einfuhr von Pfeil und Bogen. Wozu also gleich eine Razzia durch die Vorder- und Hintertür der friedlich-bunten Trachtenbranche?

Hilfe, wer sind die gestrengen Herren im grauen Anzug?

Das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit rückte aus, um offensichtlich eine Gefahr abzuwenden. Und dies ausgerechnet hier, im Dirndlgwandl-Paradies? Können Schürzenbandln eine Gefahr für Leib und Leben sein und Hirschhornknöpfe allzu leicht verschluckt werden? Was also lauert heimtückisch in den Regalen der Trachtengeschäfte und rechtfertigt eine Razzia im Land der Weißwürste und -biere?

Nein, das kann doch nicht sein!

Die gute alte Lederhose kam als Corpus Delicti ins Visier des Amtes. Die gestrengen Herren konnten bezüglich Ernsthaftigkeit den Nachweis per Ausweis erbringen und schwuppdiwupp landeten aus diversen Trachtengeschäften gleich jeweils mehrere Exemplare in die Tüte – zur chemischen Untersuchung. Da war in der Männerwelt – nämlich jene, die sich über das bestickte und über Generationen vererbte Beinkleid definiert – Feuer am Dach.

Zu Recht, denn es mussten zahlreiche chromgegerbte, also gesundheitsschädliche Lederhosen aus den Regalen genommen werden. Unser ehrwürdiges Beinkleid ging nicht über den Ladentisch, sondern kunstvoll bestickt als Abfall direkt zum Sondermüll. Zugegeben, das ist ein erschreckendes Ergebnis der behördlich angeordneten Maßnahme. So ist es also, wenn die Chemie nicht stimmt.

Jede schlechte Nachricht aber hat auch eine gute Seite

Eine zur gleichen Zeit abgehaltene Lederhosen-Gesundheits-Razzia bei Gössl in Miesbach hatte ein freundliches und erfreuliches Nachspiel: Es wurden einwandfreie Gutachten ausgestellt. Das liest sich im Amtsdeutsch so: „Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen, ergab sich kein Anlass zur Beanstandung.“

Zu Panikattacken neigende Männer werden nun ihre Lederhose misstrauisch beäugen und auf Abstand halten. Und bevor sie das gute Stück an sich ranlassen, stehen zwei Fragen im Raum: Krieg ich die Krise oder schon einen Ausschlag? Und: Müssen jetzt alle Mannsbilder mit der meist Fernost-Lederhose zur chemischen Untersuchung?

Und hier die noch bessere Seite von der guten Nachricht

Nicht alle Männer müssen ihr bestes Stück untersuchen lassen, denn Gössl Kunden sind schon immer privilegiert. Gössl bürgt nicht nur für die nahtlose und innovative Weitergabe der Tradition, sondern auch für einwandfreie Verarbeitung des Leders. Qualität zahlt sich auch in diesem Fall aus. Und damit verbunden ist ein Denkanstoß für alle Zukunft: Wir sollten uns gut überlegen, was wir an unsere Haut heranlassen.


Kolumne im Gwandhaus-Journal 29/ 2019, S. 31, Salzburg; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.

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