Liebe verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
20. Musikantenwoche in Johnsbach!
Als die Schmutzwäsche und die Instrumente gepackt waren, die Zeche gezahlt war und die 20 Kölbl-Scheine zur Neige gingen, stand die Sonne freundlich am Zenit und der Abschied duldete keinen weiteren Aufschub. Wir standen uns gegenüber, baten die Tränensäcke um Einhalt und warfen uns bebend an die Brust. Auf den Lippen standen keine billigen Beteuerungen vom ewigen Jodeln oder dauerhaften Dirndldrehen. Nein, da sprudelten die frommen Wünsche hervor, einander nicht zu vergessen, sich die Kölbltreue zu halten und wieder zu kommen, um die alten Jodler vehement auszustoßen, bis sie an der Felswand des Ödsteins abprallen und als Echo im Rahmen des Quintenzirkels sittsam wieder zurück kommen.
“Hålt hoe hoe hoe“
– als Bekenntnis zur vokalen Königsdisziplin mit geballten Fäusten theatralisch burgschaugespielt. Da bleibt keine noch so trockene Träne am Augenlied hängen. Und das ist so was von schön und lässt sich schließlich auch nach Jahren noch in jeder Blurwurst im Blut nachweisen. Und nun habt Ihr die Kölbl-Währungszone Johnsbach tatsächlich verlassen…Ihr wolltet es so.
Die Hymne vom Rabenvieh
Gehe ich recht in der Annahme, dass der Schmerz tief ankert? Eventuell noch mit einem Abgesang der Hymne vom Rabenvieh samt der bewegenden Mitteilung, dass die Mutter einen feschen Buben hat. Sagen wir es kurz und bündig: Nach einer solchen Woche der permanenten Weiterbildung und der präzisen Zweistimmigkeit, des körperlichen Annäherns im gemeinsamen Luftholen, der Einbeziehung der zirbalen Rituale und gewundenen Tänze ist es nicht leicht, wieder den Weg in den schnöden Alltag zu finden.
Der Regenguss hat den Kirchgang veredelt
Am liebsten würde man sich neben einer Kuhflade zur ewigen Ruhe betten, dem Wildbach lauschen und ein Stück vom Schweizerkäse verzehren. Und dann sollte der Regenguss zurück kommen, der den Kirchgang veredelt hat. Und erst Pauls Zaubertrank: Er könnte so manche genussvolle Stunde zurückholen. Merke aber: Am Rücken liegend, kann uns die Welt nicht den Buckel runter rutschen.
Es war schön, mit Euch den verschlungenen Weg der Annäherung zu gehen, alle Hemmnisse abzuschütteln um gemeinsam die Zeit zu strecken. Habt Dank für das Vertrauen, Euch uns mit Haut, Haar und Knorpel auszuliefern, unserem Konzept zu folgen und auch kleine Seitstellschritte zu wagen. Ich weiß, das war ja alles frei und willig getan, wobei von Stunde zu Stunde die Fragezeichen gerade gebogen wurden.
Wir danken Euch allen…
die sich der Musik, dem Tanz und der Harmonie in Gesprächen hingegeben haben, sich instrumental neu orientiert haben sich am Abend am Tanzboden eingebracht haben. Es waren klingende Höhenflüge bis weit in den Morgen, so dass immer wieder die Frage aufgetaucht ist: Wo schlafen…?
Wer also heute den „Ausnahmezustand Johnsbach“ verlassen hat, ist schon kurze Zeit später ins „Nach Johnsbach“ gestürzt. Für diesen körperlichen Schmerz möchte ich mich entschuldigen. Ich weiß, das Garagentor klemmt schon seit Jahren, gehört geölt, die Balkonblumen grüßen traurig trocken im Abendwind, das Postfach hat nicht nur eine Blähung sondern eine massive Verstopfung zugezogen. Und dann müssen wir lesen, dass genau in der vergangenen Woche die Kottelets bei unserem Supermarkt stark verbilligt abgegeben wurden, die Literflasche Flockengold (für die Geschirrspülmaschine) zu nur 5,50 und der supergesunde Müslirigel sogar mit dem halben Geschmack zu haben waren.
Ja, was erwartet uns zuhause?
Welch böse Wirklichkeit über uns hereinfällt! Und: Der Nachbar hat seinen Heckenschnitt auf unsere Seite entsorgt, der Anrufbeantworter blinkt panisch und die toten Fliegen am Fensterbrett erzählen von der kleinen aber dennoch tragischen Dürrekatastrophe zwischen Fensterglas und Vorhang.
Bleibet bitte dennoch stark und tapfer und steckt weg, was Euch jetzt und hier im Wege stehen möge. Lasst Eurem Gewerkschafter wissen, dass die Zweistimmigkeit ausreichend ist und nennt den Chef mit ruhigem Gewissen einen Rabenvogel. Es ist immer noch ein kluges Vieh…
Und nun danken wir Euch für alle Disziplin, Zuwendung und Mühe, für Euer Wohlwollen und den an den Tag gelegten Eifer dem Instrument oder der Stimme neue Töne zu entlocken. Es war uns ein Vergnügen, Euch zu verführen.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach der Musikwoche in Johnsbach im Gesäuse, 2018; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.