Hoch lebe der Wolfram Märzendorfer

vulgo Zentralharmonika internationale

Der Wolfram, das ist einer, der es nicht lassen kann, die Herkunft der Harmonika mittels Spurensuche und kriminaltechnischer Akribie zu klären. Was heißt zu klären, es genügt ihm ja, er lebt wahrhaftig davon, ständig ganz knapp an einer Entdeckung zu sein, immer noch einen Staubkorn unter die Lupe legen zu können und den Finger auf ein winziges Detail zu legen.

Fragezeichen als Lebensinhalt

Die offenen Fragen sind also das Lebenselixier des Meisters. Ja, das ist der Wolfram Märzendorfer, umgeben von Veteranen der von Hand gezogenen Orgeln, den Zeugnissen aus Überlieferung und Erfindung. Dabei leuchten seine Augen ganz besonders, wenn er auf handwerkliche Schleifspuren der Geschichte stößt und wenn er ganze Generationen von Instrumentenerzeugern vor sich sieht, die mit schwieligen Händen den Korpus nach allen Seiten drehen, die Metallteile polieren und die Stimmplättchen einsetzen. Insgesamt ist der Märzendorfer ein demütiger Leidenschaftler, der das Umschnallen einer Harmonika als Intimszene inszeniert, der die Nähe des umgeschnallten Musikkastens genießt – wie kein anderer.

Eine Einheit: Blasebalg und Lungenflügel

Er tastet sich auf den Knöpfen vor, legt dabei den Kopf etwas schief, dieser verschwindet aus dem Gesamtbild – als ob er sich mit dem geliebten Instrument vereinigen würde. Die Bedienung des Blasebalges läuft synchron mit seiner Atmung. Ja, er wird selbst zum Instrument, zu einem Märzonika oder gar einem Wolfharmoram. Er entrückt dabei gänzlich aus dem Jetzt, saugt seine Melodien durch die Stimmplattenzungen – und lächelt dabei.

Die Keimzelle einer Handorgel-Spurensuche

Mit dem Harmonika-Zentrum hat der Wolfram Märzendorfer selbstlos und unter Duldung amtsmüder, lustloser und zu kleiner Zugeständnisse zahlreicher Kulturablehn-Abteilungen eine Keimzelle des Respekts geschaffen. Hier, inmitten der vielen Materialien und Belege, inmitten des Wissens um die Industriegeschichte der Harmonika, inmitten der ausgestellten historischen Exemplare einer besonderen Handwerkskunst – die übrigens die ganze Welt eroberte – ist Kompetenz zuhause.

Sie ist gepaart mit der Liebe zur Neugierde und diese ist immer noch der Garant für ein immerwährendes Spannungsfeld. In diesem möge der Wolfram Märzendorfer noch viele Jahre wirken. Herzlichen Glückwunsch!


Zum 70. Geburtstag, 2018; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.