Freie Kletterei am jodelnden Melodiensteig

Liebe zertifizierte Jodlerinnen und Jodler! Liebe Ramsau am Dachsteingenießerinnen und -genießer!

Das war ein Anblick, als sich Sonntag früh morgens die Nebel lichteten und sich die felsige Kulisse empor schob. Die ersten Sonnenstrahlen reflektierten die weiß verschneiten Felshänge und ganz oben feierte ein himmlisches Blau seine eigene Wiedergeburt. Da darf man immer wieder ergriffen sein, von der Macht der alpinen Giganten, wenn sie mit dem zeitgleich dahin ziehenden Nebelstreif im Tal zu einer optischen Symphonie verschmelzen.

Am Frienerhof sind wir gut auf- und abgehoben

Schön, dass Ihr gekommen seid, um mit uns auf den Spuren der Steiner Sänger zu wandern und zu jodeln. Ebenso schön, dass Herta Plut und der Willi Steiner dabei waren, um der Steiner-Familie etwas näher zu kommen. Und schön, dass wir die Gastfreundschaft am Frienerhof erleben durften, die im Zweigesang der tüchtigen Bauersleute eine berührende Note erfährt. Dass sie mit ihrem Gesang der Gretl Steiner und dem Heli Gebauer nachfolgen, ist bemerkenswert.

Von Baumriesen umgeben und von Ameisen bestaunt…

Ganz zum Schluss haben wir noch die wilde Romantik erlebt, den Aufstieg in die Klamm, um dort oben im Schutzhaus der Abgehobenheit von den Niederungen des schnöden Alltags zu frönen. Es war auch beachtlich, wie Ihr alle den Abstieg gemeistert habt. Über Stock und Stein, über Wurzeln und ohne Purzeln und mit so vielen Melodien auf den Lippen. Da staunten die alten Baumriesen und traten ehrfürchtig zur Seite, während sich ganze Scharen von Waldameisen in ihren Bau zurückzogen, um sich der Probe des Ameisenjodelns hinzugeben. Wer hätte damit gerechnet, dass sich Jodelsilben auf den Naturhaushalt so positiv auswirken? Gemächlich bewegten sich am Wegesrand die schlanken Brennnesselstauden zum Gruße, die gemeine Waskana blinzelte uns freundlich zu. Das ganze Unkraut war auf den Beinen – nur weil Ihr beim Abstieg dem Gipfeljodler den letzten Schliff verpasst habt.

Die blau-verfärbten Jodelschädel

Es gebührt Euch ein Kompliment für die Ausdauer und Beharrlichkeit, für die freie Kletterei am Melodiensteig und die ganze Vehemenz, die Ihr an den Tag gelegt habt. Zumal nahmen Eure Gesichter wild entschlossene Formen an, hüpften Kehlköpfe um die Wette und verfärbten sich ganze Jodelschädel in ein bedenkliches Blau. Na ja, zwischendurch wurde auch wieder einmal geatmet – es war aber schön, Euch beim Überlebenskampf zuzusehen.

Ja, wir haben dabei auch viele Worte gewechselt und zu einer Vertrautheit gefunden, die an Freundschaft heranreicht – so empfinden wir es. Und nun senden wir Euch alle Unterlagen zu und hoffen, dass Ihr den richtigen Ton findet. Sehen wir uns wieder einmal?


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach Jodeln alpin in der Ramsau am Dachstein 2016; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.