Liebe Jodlerinnen und Jodler, liebe zertifizierte
Vokalakrobatinnen und -akrobaten!
Ja, der Jodelkurs in den Bergen ist Geschichte, ist ein Teil der Nacherzählung geworden und somit in die ewige Vergangenheit eingegangen. Was bleibt, ist der fette Ohrwurm, einer, der sich windet und immer wieder kleine und große Tonsprünge bruchstückhaft wiedergibt. Ganz drinnen im Ohrinneren hat er sich eingenistet und lebt sein Jodeldasein genüsslich zu Ende.
Was noch bleibt, ist die Anmut
…der erlebten Glückseligkeit und das ist eine gut angelegte Investition an Lebenslust und Übermut. Ja, die mit impulsiver Vehemenz ausgestoßenen Vokale bereiten uns eine immense Freude, ähnlich dem unvergesslichen Gefühl aus Kindheitstagen, als unsere nackten Füße im warmen Kuhdreck suhlten.
Was bleibt ist aber auch eine Prise Wehmut
…ob der Vergänglichkeit solch orgastischer Momente, ob des Auseinandergehens, wo wir doch gerade erst zusammen gewachsen sind. Und das nicht nur wir selbst, sondern vor allem unsere Stimmen, die sich zwei- bis dreistimmig auf der imaginären Tonleiter paarten.
Verzeiht bitte die Trockenheit
…der einleitenden Worte, die dem Feingefühl gerade erlebter Harmonie und Ausgelassenheit niemals entsprechen können. Und habt Dank für Eure Unbedarftheit, sich auf uns einzulassen, einen Tag lang dem Auswurf fein dosierter Tonsprünge zu huldigen, samt den klitzekleinen Partikel aus Speichel, die dem Tontransport beigefügt das Gegenüber freundschaftlich benetzten.
Schön, dass es manchen von Euch möglich war
…schon früher anzureisen, oder auch bis Sonntag zu verlängern. Töne brauchen auch ihre Zeit und wir ebenso eine, die uns näherkommen lässt. Schön auch, dass wir dem Wetter trotzen konnten, beschirmt den Weg beschritten haben hinauf auf die Kölblalm, dort wo es zu einer seltenen Zweistimmigkeit kommt: Zwischen dem Aroma des gebröselten Steirerkäse und dem herben Zirben.
Und jetzt sind wir wieder zurück
…vom schönsten Ende der Welt, daheim in der verplanten Alltäglichkeit. Bei der klopfenden Spülmaschine, in der Garage neben den stinkenden Müllsäcken, in der Küche beim tropfenden Hahn, im Betrieb beim ungelüfteten Büro, am WC mit fehlender Bürste, am Balkon neben der rostigen Liege, in der Straßenbahn neben einem Zeitgenossen – der nicht einmal jodeln kann.
Ja, so weit sind wir hinabgestiegen
…in die Untiefen des Alltags, in die Kloake des unbedingt heute haben Müssens. Einzig und allein: Es rettet uns das Unterbewusstsein mit seinen verwinkelten Speicherplätzen wo sich der Hops hodare, der Drei hoe über`d Alm daher, der Ho juchee, der Diridldidldi, der Djolale drije der Bibibe boba, der Häiti hoiti, der Drie hoe hoeho und der Bratschbrolitischi aufhalten.
Habt also Dank für Euer Interesse und Eure Kraft und die Herrlichkeit.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs in Johnsbach im Gesäuse, 2016; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.