Die schönste Bescherung

Heute Kinder wird was geben, denn die Bratäpfel sind angerichtet und der Glühmost duftet in der Stube. Weihnachtsstimmung halt ein: In diesem Augenblick hat sich Matthias beim Spiel mit den Kerzen die Finger verbrannt. In der Aufregung ist ein Becher Glühmost umgekippt und die Liederbücher sind allesamt patschnass geworden. Vinzenz bläst trotz mehrmaliger Ermahnung alle Kerzen wieder aus und Linde trommelt unentwegt mit den Füßen auf die Bankleiste. Marie Theres und Hermann stimmen die Geigen und intonieren alles andere als die erwünschte Weihnachtsmusik.

Ja, bis die ersten Lieder erklingen, muss so mancher Streit geschlichtet, das Tischtuch gewechselt, müssen Finger verbunden und Notenblätter getrocknet werden. Dann ist es aber so weit und trotz angespannter Nerven und Geduldsfäden, hebt die Mutter an zu singen und legt einen harmonischen Teppich über alle Unbilden. Der Vater begleitet am Klavier und schmunzelt.

Noch Jahrzehnte später aber sind die Lieder in Kindern und Kindeskindern alle Jahre wieder abrufbar. Das ist auch eine schöne Bescherung: Die verbleibende Erinnerung hat sich nur die süßen Rosinen herauspickt und deshalb können die Lieder ein Leben lang von Frieden, Eintracht und Harmonie erzählen…


Buchrückentext zu „Die schönste Bescherung“, Zitoll, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.