Jodeln – vorbei am Zahnsteinbruch der Backenzähne

Liebe Jodlerinnen und Jodler vom Jodel-alpin
Kursus in der Ramsau!

Noch liegen mir die scharfen Juchizer unserer Damen im Ohr – besser gesagt, sie klammern sich an die ausgefransten Reste meines Trommelfells. Der Darm-Magen-Trakt ist aus dem Gleichgewicht gekommen, denn bei so viel vom Guten hat die Magensäure frühzeitig auf Weihnachtszeit umgestellt.

Der Widerhall unserer Stimmen

Alles ist aus dem Lot, weil uns das Wetterglück ein üppiges Panorama unter azurblauem Himmel aufs Auge gedrückt hat. Die wahre Bildervöllerei also, mitsamt den stimmigen Streicheleinheiten für die Seele: Die Begegnung mit Herta und Willi, die ausgelassene Tanzerei auf der Alm, der Widerhall unserer Stimmen am Saum des Kulmberges, die vielen schönen Gespräche auf Du und Du im Gleichklang aneinanderstoßender und schaumungebremster Tulpengläser.

Da lacht das Herz und alle Blusenknöpfe krachen, da fallen jedwede Sorgen durch den Rost, zerbröseln zu Sand, der ja leider vorher im Getriebe war. Der Abrieb aus Nebensächlichkeiten wird dann vom eigenen Winde verweht und das macht frei für den Augenblick, der nun dehnbarer geworden ist, als jemals zuvor. Diese Freiheit hat etwas mit Abgehobenheit zu tun, einer Abgehobenheit vom Alltag, vom Kreisverkehr und den Mülleimerterminen, von der Käselöcherei und vom Personalbüro für blutige Fleischer, vom Tonstudio und vom Nachtdienst, vom Dirndl- und Möbeldesign, von Blähungen und von den Hämorrhoiden.

Da ist also Freude ausgebrochen

…hat sich lauthals den Weg gebahnt aus dem Innenleben über die Luftröhre in den Kehlkopf und vorbei am Zahnsteinbruch der Backenzähne. Kein Wunder, dass die Zunge mit Wohlwollen ein Didldidldi schlägt, wie es sonst nur die Alarmglocken beim Rettungsdienst vermögen.

Lasst Euch nochmals danken für Eure Ausdauer bis zum bittersüßen Ende, bis zur Erschöpfung aller Knorpel, Band- und Beilagscheiben. Bleibt nur zu wünschen, dass jede und jeder von Euch, das nun aufgestaute Kraftwerk in Betrieb nimmt und ausreizt, denn die nun einmal in Betrieb gesetzten Jodel-Brennstäbe brauchen permanente Kühlung durch die Atemluft und prägnant ausgespuckte Vokale.

So, und nun gehabt Euch wohl

– wie unser Onkel zu sagen pflegte – und lasst Euch beim Jodeln Zeit, genießt die freigesetzten Schwingungen und bleibt ruhig einmal auf den sich paarenden Tönen sitzen. Unsere Jodler haben nämlich eine Halbwertzeit von etwa 500 Jahren, meinte erst kürzlich Prof. W.R. Deneppa aus St. Irgendwo.


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach Jodeln alpin in der Ramsau am Dachstein 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.