Die Sprache als Lustbarkeit

„Ach wie gut dass niemand weiß, dass ich Stumpelrilzchen heiß…“ Bevor Sie einen Druckfehler vermuten, sei hier festgestellt:

Heute schreib ich mir mein Lieblingsthema von der Seele, das von der Sprache als eine flexible Knetmasse. Sie ist ja einem strengen Reglement unterworfen und gerade deshalb liegen sich die Unverrückbarkeit und der lebendige Sprachgebrauch in den Haaren. Zu allem Überfluss aber feiert der Volksmund fröhliche Urständ und frönt dem lustvollen Sprachspiel. Da werden Wuchståben verbechselt (Buchstaben verwechselt) und ganze Sätze umbråcht aussadraht (umgedreht herausgebracht). Spätestens jetzt ist es Zeit, das oben erwähnte Stumpelrilzchen zu entzaubern. Ist es Ihnen gelungen?

Der Sprachspiele gibt es viele. Ja sogar solche, die mit Melodien vorgetragen werden, wie es uns im Lied vom Strudel- Nudl- und Knödltåg in lieber Erinnerung ist. Diese Liedern fordern Merkvermögen und Sprechgeschicklichkeit heraus und das führt mich zielsicher zur Gattung der Zungenbrecher: „Zwischen zwoa Zweschbnbam zwitschern zwoa Schwålbn…“ oder „Wånn i kånn kimm i, i glaub åber kaum, dass i kimma kinna kånn.“

Mein Freund Ko Wang-yu

Wer aber meint, wir Älpler seien als einzige diesen Spielen verfallen, der irrt. Die bislang angeführten gibt es in allen Kulturen. Besonders gefällt mir ein Zungenbrecher aus Taiwan, den ich von meinem Freund Ko Wang-yu (dem Sohn des großen Y-Tong) gelernt habe: Tschi pu tao bu tu pu tao pi – bu tschi pu tao dao tu pu tao pi.

Und nun zur Königsdisziplin in Sachen Sprachspiel, dem Schüttelreim. Diese Bezeichnung wird ihm zuteil, weil das Ergebnis nach dem Schütteln einen Sinn ergibt, wie etwa der Klassiker „Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald…“ deutlich vor Augen führt.

Fragt man mich nach meinem Lieblings-Sprachspiel, dann gestehe ich unumwunden: Ich bin dem Nonsens verfallen, also jenen Ergebnissen des Spiels, die keinen Sinn ergeben. Beispiel gefällig? Nicht wenige Raucher bitten – das Wort verdrehend – um einen Eschenbacher. Ja, diese Verschlüsselung von Worten kann auch nützlich sein, etwa um Nachrichten zu verschleiern oder aber, um anwesenden Kindern so manche Derbheit zu ersparen. Bislang gab es dafür ja auch das althergebrachte „Schindl am Dåch.“

So kann man den Augenblick veredeln

Und nun sollten Sie selbst in den Erinnerungen graben, als diese sprachlichen Nebengeräusche Teil der Kindheit waren. Sie zeugen allesamt von einer ungebrochenen Liebe zu den mündlichen Köstlichkeiten, die uns so manchen Augenblick veredeln.

Stimmt: Die Lust am Weiterdichten hätte ich beinahe vergessen und deshalb sei ein Beispiel hinzugefügt: Als wir Buben im Religionsunterricht saßen, da hatten wir unsere Freude daran, manche vom Kaplan vorgetragenen Sätze unter vorgehaltener Hand weiter zu reimen. Der Kaplan: „Da sprach der zu seinen Jüngern…“ und wir Buben darauf: „.. wer keine Gabel hat, isst mit den Fingern“.

Das gebe ich ja zu: Es ist ein ungehöriges Schlusswort und es bleibt die Frage offen: Wird er mir das durchgehen lassen, der Herr Harrer Pfüttl? (Pfarrer Hüttl)


Härtels kleines Credo, Martinsbote des Pfarrverbandes Deutschfeistritz-Peggau, Übelbach, 7/ 2013; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.