Das Nachbeben sollten wir uns dennoch geben…

Liebe Musikantinnen und Musikanten! Sängerinnen und Sänger!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Plötzlich war die Luft draußen und die Schmutzwäsche drinnen im Rucksack, die Instrumente verpackt und die Geldbörse für die Abrechnung gezückt, das Herz übervoll und die Seele flatterhaft entrückt. Beim Abschied ist einem in der Brust bang und es drückt, als ob das Vakuum zur Umarmung angesetzt hätte. Die Gefühlslawine setzt sich in Gang und die Wasser quellen beinahe über.

Das ist ein stiller Abgesang

Die Bewegungen werden langsamer, die Pupillen erstarren nach ihrem Willen und die Adern tun hadern. Das ist der stille Abgesang nach dem einwöchigen Tumult, das Abtauchen ins Pianissimo hin bis zur aller letzten Fermate, die sich leider nicht länger aushalten lässt. Ein letztes Aufflackern bieten nur die Zweirad-Umrundungen auf einer weißen Maschine, deren schmatzhaftes Geblubber die verklungene Musik persifliert.

Die Welt nach Johnsbach

Nein, da ist nichts zu machen. Gehet hin in die Welt nach Johnsbach, wo sie uns in den ersten Tagen beinahe stündlich einholt: Die Sehnsucht nämlich nach der musikalischen Ausgelassenheit, nach dem zweistimmigen Übereinander und Gegeneinander, nach den rasanten Bogenstrichen und den geblasenen Staccati, nach den Samba-Zuckungen aus der Hüfte und der prachtvollen brasilianischen Botschafterin, nach der Schwyzer Klangteppich – Knüpferei, der atemberaubenden Vorstellung des Zauberers aus St. Pauli und nach der Zapf’schen Schifffahrt. Der Aufstieg ins Hochalpine gehört ebenso erwähnt wie das Untertauchen im Weidendom, die gemeinsame Stunde in Andacht samt Ewald’s Orgelberauschung und natürlich die tiefsinnigen Gesprächen beim Wandern, die gefinkelten Windungen beim Tanz und die ungezählten stillen Übereinstimmungen samt dem Wimpernklappern im Pianissimo.

Das Nachbeben sollten wir genießen

Wem die Melodien und das Paschen im Traum unterkommen, dem sei mitgeteilt: Die Musikwoche in Johnsbach ist gelaufen, das Nachbeben sollen wir uns dennoch geben.

Und nun erreichen Euch die Unterlagen, damit das Anknüpfen an den Alltag etwas leichter fällt. Kann es sein, dass das Selberklingen nunmehr eine größere Rolle für Euch spielt? Gebt Euch diesem schönen Zwang hin – mit Haut und Haar und Knorpel…

Das ganze Leben in die Hand nehmen

Und ganz unten legen wir unseren Dank dazu, weil ohne Eure Neugierde, Aufnahmebereitschaft und Zuneigung nur Töne aber noch keine Musik entstanden wäre. Es ist Euch doppelt zu danken, weil Ihr einen so wesentlichen Bereich des Lebens selbst in die Hand nehmt. Wir sehen uns da gerne als Zündler und warten mit dem Musikantenwochen-Feuerzeug auf den Juli 2014. Lieben Gruß und schönen Sommer!


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach der Musikwoche in Johnsbach im Gesäuse, 2013; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.