Laudatio für Franz Kodelic

Aquarell – Öl -Mischtechnik

Sehr geehrter Herr Künstler, sehr geehrte Gattin des Künstlers, verehrte Damen und Herren!

Als mir der Franz Kodelic das Amt des Laudators übertragen hat, ging er natürlich ein Risiko ein. Das weiß ich deshalb, weil mir der Künstler seine Erfahrung mit Laudatoren zuvor mitgeteilt hat. Er meinte verschmitzt, es gebe mehrere Varianten dieser Spezies:

1) jenen Laudator, der seine Rede mit Zitate berühmter Künstler und Denker spickt, wodurch er notgedrungen immer wieder ins Konzept schauen kann und sich – eine freie Rede vorspielend  – von Stichwort zu Stichwort kämpft.

2) jenen Laudator, der sich mit den Worten „auch ich“ auf die Ebene des Künstlers stellt und seine Kompetenz dadurch unter Beweis zu stellen versucht. Den wirklichen Künstlern begegnet diese Variante so oft, dass sie angewidert die Augen rollen, allerdings diskret – mit geschlossenen Lidern.

Wann haben wir einen solchen Laudator vor uns?
Nämlich dann, wenn z.B. ein zu ehrender Musiker erfahren muss, dass sein Laudator in seiner Kindheit Flöte gespielt hat. Wenn die Schauspielerin erfahren muss, dass ihr Laudator in seiner Jugend auf einer Bauernbühne stand. Und: Wenn der berühmte Maler erfahren darf, dass sein Laudator sich auch schon einmal am Pinsel versucht hat….

Es fehlt noch die 3. Spezies:

3) Der Laudator, möchte eine frei Rede schwingen, kann es aber nicht.
So einen haben Sie jetzt vor sich.

Nachdem Franz Kodelic erst spät in meinen Freundeskreis eingetreten ist – oder ich in den seinen eingetreten bin, ersparen Sie sich die Erzählungen aus unserer nicht vorhandenen gemeinsamen Kindheit. Wir sind weder miteinander in die Schule gegangen, noch waren wir beide Ministranten und haben auch nicht im Sportverein nebeneinander gekämpft. Wir teilen also beide die Gnade des späten Begegnens, die uns den Kampf um Frauenbekanntschaften und berufliche Konkurrenz ersparte. Unsere ersten Begegnungen endeten in der Wallfahrerei nach Mariazell und ins kärntnerische Gurk. Wir strebten beide dem Göttlichen zu. Heute gehören wir beide einem erlesenen Kreis an, der sich „Sprechstunde“ nennt und allwöchentlich stundet.

Franz könnte mir natürlich ans Herz gewachsen sein, wofür es hier in diesem Klinikum – so glaube ich – auch einen Fachausdruck gibt. Aber nein – wir schlagen jeder extra in einem gesonderten Herzrhythmus und sind eine Freundschaft eingegangen, die von gegenseitige Wertschätzung getragen ist.

Jetzt wissen Sie mehr über die Beziehung zwischen dem  Künstler zu seinem Laudator. Um aber der nun beginnenden Bilderhängezeit eine Wortmeldung voran stellen zu können, bedurfte es des Studiums seiner Personalakte:

Familiengeschichte
Geboren 1948 in Graz Geidorf
später Eggenberg, Wetzelsdorf und zuletzt Weinitzen
Die Kodelics stammen aus der Untersteiermark
Der Urgroßvater aus Gonice / Cilli
Der Großvater war Färber
Und der Vater Kaufmann
Mehrere weibliche Vorfahren waren Schneiderinnen
mehrere männliche waren Maler und Anstreicher. (!!)

Trotzdem kommt der Franz Kodelic zur Kunst
Eigentlich – so sagt er mir – kommt er über die Fotografie zum Malen.
Das Zeichnen hat er schon in der Schule gekonnt,  er hat aber keine Förderung erhalten und die Begabung schlummerte vor sich hin.
Sein Berufsleben ist hier und heute Nebensache. So viel aber: Er hat in einem großen Konzern hohe Verantwortung getragen.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand (2004)
sucht er als Aussteiger neue Ziele. Er ist fasziniert von der Musik, er hat ja früher einmal Akkordeon gelernt, probiert das Singen in kleinen Dosen, erinnert sich aber dann doch auf seine Begabung – und wird Maler. Er besucht zahlreiche Malerwochen, Studien absolvierte er unter anderem bei Gerhard Guttmann, Gerhard Almbauer, Rudolf Vogel (Voka) Lydia Leydolf und Jos K. Biersack.

Franz Kodelic bezeichnet sich als Hobbymaler nicht als Künstler – das überlässt er uns, so wie er uns auch auffordert, manche auslaufende Andeutungen seiner Gemälde selbst fertig zu denken.

In dieser Phase der Umstellung vom Beruf in den Altersteil ist ihm auch seine Frau eine Stütze. Selbst kunstsinnig, weiß sie um die Befindlichkeit eines Mannes, der sich stundenlang in Motive verstrickt.

Ja, und da kommen wir vom Motiv zur Motivation:
Es ist Selbstfindung, sagt er – und im O-Ton: „Wenn ich male verliere ich das Zeitgefühl. Ich möchte meine visuelle Wahrnehmung auf meine Weise umzusetzen und anderen vermitteln“ Zitat Ende. Er hat stets Ehrfurcht vor dem Original, ergänzt aber den Fund durch die Erfindung. Es sind also Bilder und keine Abbilder. Er ist Maler und kein Abmaler. Sein Schwerpunkt: Die Symbiose von Architektur und Natur.

Seine Techniken
Aquarelle
Mischtechnik Aquarell + Tusche
Und eher neu im Angebot: Öl auf Karton

Auf die Frage: Wie beginnst Du zu malen?
meint er: „Das hängt vom Wetter ab und eben auch vom
Motiv, das ich suche und finde. Ein Motiv muss fordern,
grüne Wiesen und 2 Bäume bieten halt wenig Möglichkeiten“.

Auf die Frage: Wann ist ein Bild fertig?
meint er: „Ich verspür Zufriedenheit –  und so bleibt es auch – keine weiteren Striche“ und: „Das trockene Bild sagt, ob ich gewonnen habe“.

Natürlich habe ich ihn auch gefragt:

Warum malst Du kein Portrait, keinen Akt, keine Blumen?
Franz Kodelic: „Blumen müssen immer frisch, Menschen immer schön sein, das ist mir zu unehrlich“ Auf die Frage: Wo würdest Du beim Porträt beginnen? meint er „Beim Kopf“ Auf die Frage: Und den Akt: Die Frage beantwortet er ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken mit: „Von hinten“

Wie ist das mit dem Rahmen?
Franz Kodelic: „Der gehört zum Bild, in der Ausstellung sind nur Funktionsrahmen, aber der Rahmen  ist sehr wichtig, ebenso:
Wo findet das Bild seinen  Platz? Es geht immer um Spannungen und Stimmungen um Gegensätzliches und Harmonisches.“

Meine Recherche war gründlich:
Der humorvolle Franz Kodelic hat auch eine wehmütige Seite wenn er sagt:
Die Bilder hängen – und ich hänge an den Bildern.  Sentimentalität und Humor liegen bei ihm nahe beieinander:

Auf die Frage, warum ein Bild so viel Geld kostet meint er: „Das ist ausschließlich das Schmerzensgeld und die Trennungszulage.“ Er behauptet auch, dass viele Bilder an der Wand von Vorteil sind: „Man braucht nicht so oft ausmalen!“

Was wünscht sich unser Künstler für die Zukunft?:
Er möchte die Freude am Finden von Motiven nicht verlieren, diese immer wieder erleben. Und: Er möchte seinen eigenen Stil weiterentwickeln

Franz Kodelic ist also ein humorvoller, begnadeter Künstler, der nicht nur die Farbenmischtechnik, sondern für sich selber die Lebensmischtechnik gefunden hat. Es war mir ein hoher Auftrag und eine besondere Freude diesem liebenswerten Zeitgenossen eine Lobrede halten zu dürfen und  beende meinen Wortschwall inspiriert durch W.B. wie folgt:

Wer Maler ist, der hat es besser,
sein Weitblick ist um vieles größer.
Er trägt die Staffelei ins Feld
und blickt dann suchend in die Welt,
nach Motiven – wie er sie betitelt,
die am Horizont er dann ermittelt.

Berge, Täler, Schatten, Licht,
er hat sie still verinnerlicht,
bevor er dann durch Geistesstütze
Signale schickt zur Pinselspitze.
Er mischt das Rote mit dem Blau
und zaubert dann ein grünlich Grau,
bevor er mit dem Gelb dem Feuchten
getroffen hat das Abendleuchten.

Er verstrickt sich in das Bilderschaffen,
vergisst die Zeit, die Welt und deren Affen,
stundenlang sitzt er und malt,
das Herz ist heiß, die Füße kalt.
Gefüllt ist nun sein Bilderrahmen,
er atmet durch und saget Amen.

Beschaulichkeit tut ihn ergreifen,
zufrieden lehnt er sich zurück,
die Helene* ruft zum Speisen,
er genießt sein ganzes Glück.
Tasco** bellt und tanzet wild
durch den Tümpel patsch und pitsch
und wer sitzt da mitten in dem Bild?
Das ist der Maler Kodelic!

*    Helene: Die Gattin des Künstlers
**  Tasco: Der Hund des Künstlers


Laudatio anlässlich einer Ausstellungseröffnung im Universitätsklinikum Graz, 4/2010; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.