Was hat Mengenlehre mit Singen zu tun?

Sie wissen schon, wann es so weit ist, dass einem die Melodien durch die Adern ziehen? Nein – nicht die Menge macht’s – die Menge an Wein – sondern die Menge an Glück, an Eindrücken zum Entzücken. Dann kann’s leicht passieren, dass die Sprache aussetzt, oder nein: Dass man sich alles gesagt hat und gemeinsame Lieder über die Lippen purzeln. Später dann weiß keiner mehr, wie das Singen begonnen hat, wann der Wirt seine Harmonika geholt hat. Sicherheit gibt dann nur die Armbanduhr: Sie zeigt deutlich 10 nach halb Vier. Da scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und trotzdem ist sie im Fluge vergangen.

Herbeizaubern oder herbeisingen?

Die Sehnsucht nach solchen Stunden ist da, sie lassen sich aber nicht herbeizaubern. Soviel ist aber sicher: Auch hier geht es um die richtigen Zutaten und um die Menge. Nämlich die Menge an Freunden, an gastgeberischer Herzlichkeit und an gutem Wein.

Menschen die sich viel zu erzählen haben, die in gemeinsamer vergangener Zeit baden, fällt es auch leicht, dem Augenblick zugetan zu sein. In einer Zeit der abstrakten Lebensentwürfe wird die Unterhaltung auf Du und Du zur Besonderheit. Lieder sind dann der Klebstoff, der verbindet und die Sehnsucht nach Wiederholung nährt.

Von Erinnerungen und Augenaufschlägen…

Die Liederfolge einer solch fortgeschrittenen Stunde aufgeschrieben, lässt uns nachher erstaunen. Es sind unglaublich viele Lieder und sie gehören allen möglichen Zeitepochen und Gattungen an. Begonnen wurde mit Über`n Laurenziberg, dann folgte I bin’s a Steirabua und gleich drauf Wenn alle Brünnlein fließen. Später hörte ich Junge komm bald wieder und Bleib ma no a wengal sitzen, bleib ma no a wengal do.

Und das stimmte dann auch, obwohl aus dem Wengerl etwa fünf Stunden geworden sind, obwohl sich des Tages Schwüle in nächtliche Kühle verwandelt hat. Bleib ma no a wengal sitzen ist leicht singen, wenn man an der Hausbank noch ein bisserl zusammenrücken kann, der Wein den Weg aus dem Keller in die Sinne nimmt. Ja, die Menge macht’s. Die Menge an Liedern und an Erinnerungen, mitunter auch die Menge an Augenaufschlägen…


Werbetext für die Firma Eduard Tscheppe, Südsteiermark, 2003. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.