Schutz und Schirm

Früh auf und hinauf auf die Almböden, über unendliche Wege und Stege, die allesamt nach oben führen, um dann – so weit das Auge reicht – die Arme auszubreiten und den Geist strecken zu können.

Über uns der blaue Schirm samt den bizarren Wolkenbänken. Unter uns die weitverzweigten Linien und Grüntöne bis hin zum Horizont. Urlaub für die Seele.

Er meint den Schöpfer der Unendlichkeiten

Später, bei der Håltermesse – nahe beim Almhaus – redet der Herr Pfarrer von Gott und der Welt und davon, dass wir unter SEINEM Schutz und Schirm stünden. Er meint den Schöpfer jener Unendlichkeiten, die sich den Almgehern auftun. Das alles im Hinblick auf unsere Verletzlichkeit, die uns da oben erst bewusst wird.

Zuletzt beim Dorfwirt

Da treffen die Almgeher auf die Nachbarn, die gerade – erholt und aufgetankt – vom Urlaub am Meer zurückkehren. Und weil ich da ganz genau zuhöre, erfährt das Bild von der Unendlichkeit unserer heimischen Almen samt dem Schutz und Schirm unterm Himmelszelt eine köstliche Ergänzung. Da meint die kaffeebraun gesonnte Daniela: „Kein zweites Mal fahr ich da hinunter. Jeden Tag musste ich schon um 6.00 Uhr in der Früh auf den Strand, um mir noch einen Sonnenschirm ergattern zu können“.

Ja, so hat der Schirm einmal eine große Dimension, er steht ganz selbstverständlich über uns. Ein anderes Mal ist er Teil einer selbsterwählten Enge…


Die Steirische, Wie das Leben so spielt, 2003; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.