Von Haus zu Haus . . .

…geht der Landbriefträger, in der Stadt der Gaskassier und immer seltener der Hausierer. Musiker hingegen haben ihren Platz hinter dem Notenpult, an der Elektronikanlage und hinter den Lautsprecherboxen. Dieses Bild vom Musiker, der in einem schönen Veranstaltungssaal seinen Beruf ausübt und zu dem das Publikum pilgert, dieses Bild kommt zur Jahreswende ins Wanken.

Da wanken nämlich noch vielerorts Neujahrsgeiger von Haus zu Haus um in klangvoller Verpackung die Neujahrwünsche zu überbringen. Sie haben – außer dem inneren – keinen Auftrag und keine Notenblätter, schmieden ihre Texte selbst, nehmen dabei Politiker und örtliche Begebenheiten auf die Schaufel. Immer endet dieses heitere Ansingen aber mit dem Wünschen. Auf die Gastgeber, auf Haus und Hof und – im bäuerlichen Bereich – auf das Vieh möge ein gutes glückliches Jahr zukommen. Ein alter Brauch hat an Schönheit und Ernsthaftigkeit nichts eingebüßt. Er lebt in vielen Facetten und Tonarten, ist Tradition von ihrer schönsten Seite.

Es gibt nur zwei Wege um den Neujahrgeigern zu begegnen: Sie stehen vor der Haustür und wir lassen sie eintreten, nehmen ihre Musik und ihre Wünsche bei uns auf, stellen Jause und Schnaps bereit. Oder: Wir werden selber zum Botschafter, holen uns im Steirischen Volksliedarchiv das neue Liederblatt mit Neujahr- und Maria-Lichtmess-Liedern und wandern von Haus zu Haus.


WAS IST WO? Programmzeitschrift, Derzeit Volksmusik, Graz, 1997; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.