Gewöhnlich wird ja behauptet, dass das Jodeln – es handelt sich nach Meinung der eingeborenen Älpler – um die höchste und vollkommenste Form des Gesanges – nicht erlernbar sei.
Entweder kann man jodeln, oder man kann es nicht. Punktum! Die Gunst dieser Kunst wird einem nämlich in die Wiege gelegt – dieses weit verbreitete Märchen hält das Jodeln also für genetisch bedingt.
Jodeln muss jeder können können
Als interessierter und auch kritischer Musikkenner muss man sich aber die Frage stellen, warum dann ausgerechnet ein Japaner quietschfidel jodelnd durch Europa tourt. Also ist das Jodeln doch erlernbar? Im Gasthaus Nagelschmiede auf der Kaiserau bei Admont wird nun die Mär von der Unerlernbarkeit des Jodelns für alle Zeit aus dem Weg geräumt. Dort wird sogar behauptet: Jodeln muss jede und jeder können können! Das kraftvolle Spiel mit den selbst erzeugten Tönen ist jedes Mal ein neues Erlebnis.
Plötzlich kommt das Drae – hoe aus tiefster Seele und vermischt sich mit dem Hoda – rae des anderen. Natürlich darf beim Jodeln ein Gläschen vom Besten und eine zünftige Jause nicht fehlen. Also nichts wie hin zur Nagelschmiede in der Kaiserau. Es gilt zu beweisen, dass wir, das Volk der Jodler, auch wirklich alle jodeln können.
Kolumne in der Zeitschrift „Graz derzeit“, 5/ 1997; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.