Trauerrede für Hansl Mayer

Es ist mir eine Ehre, Dir lieber Hansl Mayer ein paar Worte nachzurufen und gleichzeitig Euch alle aufzufordern, ein paar meiner Gedankengänge zu folgen.

Ein Musiker geht von uns, der in allen Lebenslagen und Jahrzehnte lang dem Wohlklang auf Erden diente. Einer der mit der Zwanzger-Musi zu Lebzeiten eine Legende geworden ist. Einer, der mit seinen Musikern so viele Nächte zum Tag gemacht und so viele Autofahrten überlebt hat. Das war offensichtlich eine göttliche Fügung, dass der Schutzengel stets seine Hand über jene Männer hielt, die es zuvor zustande brachten, der puren Lustbarkeit am Tanzboden zu dienen.

Ich spreche hier für ungezählte Musikerinnen und Musiker, denen Du ein Vorbild warst, ebenso aber für ungezählte Tanzpaare die sich verliebt nach Deiner Musik drehten und erst recht für die vielen Hochzeitspaare, deren großen Ehrentag Du begleitet hast. Ich nehme mir heraus, Dir im Namen der Steiermark zu danken und ebenso im Namen der österreichischen Volksmusikforschung. Du hast bei der Dokumentation des weststeirischen Musikantentums einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet und damit viel bewirkt. Denke nur daran, wie viele junge Musikanten so spielen können möchten, wie Du es vorgezeigt hast. Wie viele Deiner Melodien durch die nächste Generation weiter klingen.

Bitter ist, dass Du gehst und köstlich ist, dass Deine Musik weitergetragen wird, so wie wir alle zum Weitertragen berufen sind. Du bleibst mir als hervorragender Musiker und liebenswerte Mensch in Erinnerung. Und dass wir alle Deinen Vornamen Johann in der Koseform, nämlich als „Hansl“ aussprechen, kommt nicht von irgendwo her. Hansl ist ein Ehrentitel den man erhält, wenn man mit seiner Umgebung so wie Du verwoben ist, wenn man als Inventar in der Gemeinschaft aufgenommen ist und für Beständigkeit steht. Du bist also zu Recht der Hansl Mayer.

Stets beeindruckt hat mich Dein ausgeprägter Dialekt, den zu hören ich immer wieder genossen habe. Ich habe Dich bewundert, wie Du Dir in einer Welt der Gleichmacherei die unverwechselbare Heimatsprache erhalten hast. Auch in dieser Hinsicht bist Du ein Vorbild gewesen und Du wirst es bleiben.

Es wird Dir ein Schmunzeln abverlangen, wenn ich Dich an den nächtlichen Besuch der Citoller Tanzgeiger im Unfallkrankenhaus erinnere. Nun ist es Zeit Abbitte zu leisten bei Deinen Söhnen, weil wir – von einer Spielerei kommend – den mitternächtlichen Besuch bei der Nachtschwester nur durchsetzen konnten, weil wir uns als Deine Söhne aus Amerika ausgegeben haben. Noch heute lachen wir über unserer Unverfrorenheit und darüber, wie Du uns als Deine Söhne begrüßt hast.

Und nun gehst Du…

Das himmlische Bild kommt mir in den Sinn, wo Du die Empore erklimmst und Deinesgleichen wieder triffst. Den Ferdl Zwanzger zuallererst, den Zwanzleitner-Vater, den alten Nestler aus Edelschrott und die Mooskirchner Altsteirer. Spannend auch die erste Begegnung mit dem legendären Geiger Lois Blamberger aus Bad Ischl, den Du zu Lebzeiten nicht kennen gelernt hast. Und den Sänger Heli Gebauer aus der Ramsau, der mit Dir in jeder Stimmlage singen wird können. Dann: Den Freiherrn von Rokytanzky, den Bauernfreud, den Du so oft besungen hast. Staunen wirst Du, wer alles Dich und Deine Musik zu schätzen weiß, nämlich Josef Haydn, der sich von der  Volksmusik des Burgenlandes beeinflussen ließ. Und an der himmlischen Orgel Anton Bruckner der oberösterreichische Landlergeiger. Eine neue Welt tut sich auf in der Bredrich Smetana sein Motiv des Dorftanzes am Moldaufluss einbringt und neuerdings der Sepp Kern seine Klarinette auspackt.

Das alles kommt mir in den Sinn, wenn ich mich vor Dir ein letztes Mal mit allem Respekt verbeuge. Mag sein, dass dieses Bild im Detail abweicht vom himmlischen Frohlocken, wie es uns verheißen ist. Wenn es aber genau so sein würde da oben bei den himmlischen Heerscharen, dann täte es mich nicht wundern – Hansl. Denn Du warst auserkoren, mit Deinem Spiel so vielen Menschen den Himmel auf Erden zu bereiten. Gejauchzt haben sie und in den Tanzboden getreten – all die Glücklichen. Für einen wie Dich kann das Bild vom unendlichen Himmelsorchester nicht übertrieben genug sein.


Trauerrede Pfarrkirche St. Bartholomä; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.