Der Stadl hat ausgemoikt

Wer sucht im Gewerbepark den Park, beim Kleiderbauer den Bauer, und in der Bierklinik die Klinik? Niemand, und deshalb suche ich im Stadl keine Musik sondern setze mich davor, den Rock auf einen rostigen Nagel hängend…

Für mich – als gebürtigen Ennstaler – ist der Stadl ein Stück Landschaftsbild. Das hat auch mit sauren Wiesen zu tun, mit den Radlausflügen in den Ennsauen und mit dem Duft nach Heublumen. Mit diesem Film im Hinterkopf habe ich mich stets gegen die urige Verstadelung ganzer Handelsbranchen (Souvenir-, Lederhosen-, Trachtenstadl) gewehrt.

Dass man wegen einer Musikveranstaltung

– im Marschtritt winkend – in den Stadl geht, hätten sich die Altvorderen nicht träumen lassen. Noch weniger, dass dieses Bild von uns in die ganze Welt exportiert wird.

Neuerdings ist ausgemoikt – so schreiben es die Zeitungen und vermelden, dass rasch an einer neuen Scheune gebastelt wird. Inzwischen haben wir uns ja mit Playbacks abgefunden und finden es durchaus faszinierend, wie professionell Fröhlichkeit sein kann. Jetzt aber werden die Karten neu gemischt: Wir suchen einen neuen und jungen Versprecher, noch pfundigere Musikanten, noch dünnere Kulissen, noch prallere Lederhosen und noch tiefere Dekolletés.

Die Stadeln gehören zum Landschaftsbild

Als mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, kaute ich an einem Sauerampfer. Es war niemand da, der von Einschaltquoten und Österreichwerbung sprach. Ich nahm meinen Rock vom Stadl und ging durch die feuchten Wiesen Richtung Grimming. Für ihn sind die Stadeln Alltäglichkeit und gehören zum Landschaftsbild.


Die Steirische, Wie das Leben so spielt; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.