Weggejodelt sind die Problemzonen und die lockeren Vorderzähne

Liebe zertifizierte Jodlerinnen und Jodler!

Ja, die Nechnitz war eine einzige Wolke und wir mitten drinnen im flauschigen Epizentrum der herbstlichen Umarmung. Dort oben in der Nähe des Himmels gehen die Sehnsüchte noch leichter in Erfüllen als im Tal. Die Sehnsüchte nach dem Erlesenen auf den Gaumen, nach den verschlungenen Wanderwegen, die uns den Weg zum Gipfel zeigen, nach der Abgehobenheit vom Alltag und nach jenen Tönen, die uns selbst über die Lippen purzeln.

Töne zum eruptiven Kraftakt auszubauen

Am frühen Nachmittag gönnte uns der Zufall einen Rundblick im Sonnenschein, bevor der Vorhang wieder fiel, um uns auf friedlichen Wolken zu betten. Es war schön, Euch dort oben zu haben, Euch nach und nach zum Klingen zu bringen, Euch die Hodares und Holt joes aus dem Innersten zu entlocken. Die zaghaften Versuche später auszubauen zum eruptiven Kraftakt. Die verschiedenen Stimmen ineinander zu schlingen und jeder und jedem Einzelnen das Gefühl zu geben: Jetzt bin ich angekommen im Klangrausch…

Da schwinden alle kleinen Wehwehchen zu Nichtigkeiten, die Halswirbelsäule richtet sich von selbst auf, die Bandscheiben jauchzen schmerzfrei nach ruckartigen Bewegungen und selbst die Leberzirrhose lacht, ob solcher Wohltat für Körper, Geist und Knorpel. Weggejodelt sind die Problemzonen, die Schaltfehler am iPhone, das Ärgernis mit der kränkelnden Waschmaschine, dem undichten Küchenfenster, den lockeren Dachziegeln und Vorderzähnen.

Wo der Zirben haust und die Krügerl Kronen tragen

Und nun seid Ihr längst in den routinierten Alltags eingetaucht, wo es um Dienstpläne und Bestätigungen geht, um Verwendungsnachweise und um das Gehaltskonto, auf dem sich die Zahlen nur unwesentlich bewegen, wie eingesperrte Ameisen, die sich nicht mehr fortpflanzen können. Da ist es eine Wohltat die Sinne zurück zu wenden, ins Gasthof Haider, wo der Zirben haust und die Krügerl stolz ihre Krone tragen wie der König auf der Kegelbahn. Jedes Krügerl aber, ist es erst gezapft, ist die Krönung der Wartezeit vom letzten bis zum ersten Schluck.

Lasst uns also schwelgen von den alten Zeiten

…als wir uns im Zweiklang suhlten, die Schließmuskel schlossen und den Stimmband-Schnackler probierten, samt dem Jauchzer – den mit dem langen U.

Schön, dass Ihr es gewagt habt, mit uns zu kommen, um jede und jeder für sich eine Nuance weiter zu kommen im Gebrauch der Singstimme. Um die Leistungsbilanz der Lungenflügel nach Oben zu drücken. Danke für das Vertrauen, für die Aufmerksamkeit und Ausdauer mit der Ihr uns auch in bitterer Not nach dem Text gefolgt seid. Danke auch für die gewagten Solos, die bei uns stets mit dem Button aus Reinblech belohnt werden.

Behaltet uns, die große dichte Wolke, die Frau Wirtin und die schönen Jodler bitte in Erinnerung. Wir würden uns freuen, Euch wieder einmal zu sehen.


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs auf der Nechnitz, 2017; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.