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Märchen und Wahrheit

Die Citoller Tanzgeiger im Kinderkonzert

Das Märchen vom wilden Bergvolk hinter dem Semmering könnte man Kindern natürlich sehr eindrucksvoll erzählen und dazu die Geschichte von der aussterbenden Volksmusik. Eine solche Vorgangsweise liegt nahe, weil die Citoller recht originell anzuschauen sind. Hinter der traditionellen Schale verbirgt sich aber keinesfalls ein totes Museumsinventar. Nein, es sind Menschen unserer Tage, mit Beruf, Sorgen und Freuden der Normalsterblichen. Ihre Lebensweisheiten sind erfahren und nicht erfunden und ihre musikalischen Fertigkeiten sind vom vielen Gebrauch gefestigt, haben sich in Jahren bewährt und bedürfen keines innovativen Aufputzes. Kinder begreifen Volksmusik genau über die hier erlebbare Entzauberung der Kunst „Musik“. Den Citollern nimmt man ab, dass sie allen und jedem die gleiche Fertigkeit zutrauen, Musik zu machen. Also warum nicht gleich damit anfangen, noch am selben Abend nach dem Konzert?

Heimat und Vorbilder…..

In einem kleinen Dorf in der nördlichsten Weststeiermark beheimatet, spielen sie dort eine – wie sie sagen – dienende Musikantenrolle, machen sie Musik, eingebunden in das Brauchtum des Jahres- und Lebenslaufes. Ihre handwerkliche Einstellung mit der sie musizieren, haben sie ebenso von Vorbildern übernommen, wie hunderte Melodien und die Freude an der Zuwendung zu ihrem Publikum – und seien es die kleinen Leute im Kinderkonzert.

Programm und spontan…..

Ihre Musik sind ländliche Tanzmelodien wie sie bis heute auf den steirischen Tanzböden erklingen. Viele dieser schönen Weisen transportieren Textfragmente, die zum Sprachspiel reizen und manchmal zu einem Miteinander mit dem Publikum führen. Die Tanzgeiger kennen die dazugehörenden Tanzschritte und setzten auch gerne den Hebel an, wenn sich die Zuhörer zurücklehnen beginnen. Leichte Erfassbarkeit und markante Artikulation sind das Geheimnis des Erfolges dieser Musikgruppe, die die eigentümlichen Lebensgesetze der Volksmusik respektiert und damit einen ungewöhnlichen Zugang eröffnet. Die Programmfolge überlassen sie daher gerne den Eingebungen des Augenblicks.

Instrumental und vokal

Das Gezeter der Geigen und die kraftvolle Verwendung des Bogens, überhaupt: eine eigene Tanzmusik-Geigentechnik ergibt eine unverkennbare Klangfarbe. Die Nachschlagbratsche verstärkt die tänzerische Komponente und die Harmonika trägt und stabilisiert die Melodie, ohne die parallele Zweisamkeit der beiden Geigen zu überdecken. Die Tuba liefert einfühlsam das Fundament und der Griff nach der Klarinette, der Posaune oder der Trompete erfolgt nach Lust und Laune. Die kräftigen Stimmen transportieren manch lustige Texteinwürfe zur Freude der Zuhörer, die auf diese Weise zum Mitsingen aufgefordert werden.


Text für Programmheft Kinderkonzert Konzerthaus Wien; 1111 steht nicht für eine Jahreszahl sondern ist das Zeichen für eine noch nicht ausformulierte Quellenangabe. Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.