Liebe Produzenten der Töne, Vokale und Freudenschreie! Liebe Teilnehmerinnen und liebe Teilnehmer am Jodeln alpin in der Ramsau am Dachstein!
Freilich habt ihr keine Ahnung von Wolkenbrüchen, Sturmböen und der Grausamkeit bitterkalter Schweißfüße bei winterlichem Schlechtwetter – Rundwandern in der Ramsau. Da stürzen zuerst die Graupeln erdwärts, verwandeln die Straßen in Eislaufplätze bis dann dicke Flocken fallen – tagelang – und alles zudecken:
Was alles flauschig-weich zugedeckt wird
Den Komposthaufen, die Mülltonne, die Kuhfladen, das weggeworfene Papierl und auch in Verlust geratene Jodlersilben. Nein, Ihr wisst nicht, wie schön es in der Ramsau sein kann, wenn die Einsatzfahrzeuge und Schneepflüge das ganze Tal in grellorange Lichtblitze tauchen, die zuckenden Warnlampen ihre Performance zelebrieren und die Schneepflüge ihr saisonbedingtes Lied vom fröhlichen Räumkommando in den Asphalt schrammen. Ja, es ist ein Nachteil, wenn der Sonnenschein jeden Blick auf die Poesie des Winters verstellt und wir uns einseitig im Glück suhlen, die Hautcreme schichtenweise auftragen und uns durch die aufgesetzten dunklen Sonnenbrillen immer ähnlicher werden.
Ach, was man alles bedenken muss
…wenn man sich seine Freunde durch einen tiefsinnigen Brief auf ewig erhalten möchte. Ich weiß es: Ihr habt noch nie von größeren Problemen gehört, als es meine sind – hier und jetzt den Verlust Eurer Anwesenheit nun schon für Stunden verkraften müssend.
Haltet ein und inne, schließt die Garage, die Augen, den Kühlschrank, die Poren und das Bullauge der guten Miele, die jetzt gleich mit der Schmutzwäsche gefüttert wird. Gebt Euch dann dem schmatzenden Geräusch rotierender Wäschestücke hin, erfreut Euch an der Musik mechanischer Notwendigkeiten und erholt Euch kurz von den Ohrwürmern der in den letzten Tagen implantierten Jodler.
In der Friener Stube wird großer Bahnhof gemacht…
Lehnt Euch zurück und schiebt Euch zwischen die Erinnerungslücken in die gute Friener Stube, dort wo für jeden unserer AtemZüge großer Bahnhof gemacht wird, wo der Seele selbst noch eine Haube vom feinen Schlagobers aufgesetzt wird und das Leben forthin bis zur Vergänglichkeit eine Schichte knuspriger Panier abbekommt.
Vergesst das alles nicht, lasst Euch die Erinnerung auf der Zunge zergehen, schnalzt schwelgend mit ihr und verwendet bitte – wie aufgetragen – für die Bierbestellung die höher gelegene Rufmelodie. Das ist jene bei der Hopfen und Malz wahrlich herbei gejodelt werden.
Schön, dass Ihr mit uns ward
…dass wir zusammen im Banne der Dachsteinwände und in der Silberkarklamm verzaubert waren und den um uns herum drohenden Alpinunfall verhindern konnten. Danke für Euer Vertrauen, für viele schöne und ernste Gespräche und für den gemeinsamen Genuss sprachlicher Kapriolen bis zum kollektiven Bügeln der Lachfaltenkanten. Das muss ja auch wer erledigen.
Und so verbleiben wir mit schönen Erinnerungen beschenkt und von Eurem Wohlwollen (100% Ramsauer Schafwolle) beeindruckt, bis zu einem Wiedersehen.
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach Jodeln alpin in der Ramsau am Dachstein 2018; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.