Der Jodler ist eine besonders eindrucksvolle und in seiner ursprünglichen Form archaische Musik. Er fasziniert den Akteur ebenso wie den Zuhörer ob seiner ungezählten Interpretationsmöglichkeiten und Klangfarben. Die unterschiedliche Artikulation der einzelnen Jodelsilben vermengen sich mit den variantenreichen Melodien zu einer für den Augenblick geltenden Fassung. Wer jodelt, legt seine ganze Kraft und Leidenschaft in das Spiel der Töne, er ist damit ein äußerst kreativer Gestalter und erlebt seinen eigenen Körper als einzigartiges Instrument.
Jodeln, eine Metapher für Singen im Suff?
Ob es sich aber um Touristen oder Musikstudenten handelt: Zuerst kostet den Angesprochenen die Einladung zum Jodeln ein Schmunzeln. Nicht etwa aus Vorfreude am Genuss, sondern weil Jodeln eine Metapher für Kitsch, für Singen im Suff oder gar für Rückständigkeit ist. Dass sich Jodeln auf Dodeln reimt und in den Medien stets auch nachgeholfen wird, um diesem Bild gerecht zu werden, tut sein weiteres. Zudem ist es den Liebhabern der Volksmusik beinahe gelungen, den Jodler und die Jodlergruppen heilig zu sprechen, sie zu Raritäten zu erklären. Das war auch nicht gerade der richtige Weg, um einer einzigartigen Musiktradition die Ehre zu erweisen.
Niemand hat das Jodeln im Blut
Und trotzdem ist es gelungen, vielen jungen Menschen das Jodeln schmackhaft zu machen, dem Jodeln die Verzauberung zu nehmen und den Zauber wieder zu geben. Niemand hat eben das Jodeln im Blut, aber selbst die blutigen Anfänger entdecken darinnen ihre eigene musikalische Ader und erliegen der Faszination des selber Klingens.
Diese Ausgabe des Vierzeiler soll einerseits über das Jodeln – auch anderer Kulturen – aufklären, besondere Formen herausstreichen, ebenso über den Erfolg berichten, den das Jodeln bei Kindern hat. Als Institution, die schon über zwei Jahrzehnte lang Jodelkurse für Anfänger anbietet, gibt es auch hier Erfahrungen darzulegen und vor allem die neue Lern-CD vorzustellen, die ja eine Marktlücke schließt.
Der Jodler ist klingende Emotion
Alles in allem soll auch mit dieser Ausgabe ein buntes Bild von Musik für den Menschen entstehen. Der Jodler als besonderer Typus der alpenländischen Mehrstimmigkeit hat es durchaus verdient, einmal herausgestrichen zu werden. Er ist gelebte und klingende Emotion und bedarf des ganzen Menschen. Das Wort „Jodeln“ weckt also zuallererst festgefahrene Assoziationen, die wir in dem Augenblick ablegen, wo wir es selber tun.
Für die Mitarbeiter und Autoren der Zeitschrift „Der Vierzeiler“ wurde für jede Ausgabe ein Exposee erstellt, dem vorgelegten Thema einen Rahmen zu geben. Der Vierzeiler, Nr. 3/ Jahrgang 2007; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.