Archivieren – eine schöne Aufgabe

Beim Archivieren gibt es offenbar feine Unterschiede, denn das jeweilige Selbstverständnis der verschiedenen, mit dem Archivieren beauftragten Institute, klafft schon einmal auseinander. So versteht man im Militärjargon unter Archivieren eher das „Unter Verschluss halten“ während die meisten Archive Gedächtnis speichern und dieses der Menschheit in systematisierten Ordnungen permanent zur Verfügung stellen. Einzige Einschränkung: Die Öffnungszeiten.

„Archiv“ klingt nach Wissen und Bildung

und ebenso nach Erinnerung ins Rückwärts. Unweigerlich aber assoziieren wir damit ein muffiges Klima in schlecht beleuchteten Räumen mit knarrenden Holzböden und dem Niesreiz in der Nase. Wer allerdings tatsächlich dann und wann in Archiven recherchiert, weiß, dass dieses Bild schön langsam der Vergangenheit angehört, weil Saat, Land und Stadt die Verantwortung gegenüber diesem Erbe vermehrt wahrnehmen. Unsere eigenen Firmenarchive oder auch Privatarchive leiden hingegen allzu oft darunter, dass uns die Gegenwart und die Zukunft allzu sehr in Anspruch nehmen und die rückbesonnene Arbeit als lästig empfunden wird.

Die Geschichte unvergessen machen…

In Wahrheit hat der Mensch das Aufheben des Gedächtnisses inzwischen perfektioniert, dazu tragen auch die elektronischen Errungenschaften bei. Er investiert ständig, um seine Geschichte unvergessen zu machen. Die inzwischen angehäuften Datenmengen führen zur Frage, ob sie nicht unsere Zukunft belasten, denn der Blick nach vorne könnte – wegen der gebeugten Haltung – auch behindert werden.

Der Mensch als lebendes Archiv

Die Beiträge in dieser Ausgabe sollen die Volksliedsammlung unseres Archives herausstreichen und das österreichweite Datensystem für Volksliedarchive DABIS vorstellen. Zuguterletzt soll aber der Mensch als lebendiges Archiv herausgestrichen werden. Seine Festplatte ist spezialisiert auf Erinnerungen, dem das Virus „Vergessen“ stets zusetzt. Immerhin ist es ja ein Privileg, wenn jemand augenblicklich seine Erinnerungen abrufen kann. Wir sagen dann: Er hat das Lied „Aus dem Hut“ gezaubert und klatschen Beifall.


Für die Mitarbeiter und Autoren der Zeitschrift „Der Vierzeiler“ wurde für jede Ausgabe ein Exposee erstellt, dem vorgelegten Thema einen Rahmen zu geben. Der Vierzeiler, Nr. 2/ Jahrgang 2007; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.