Zitate zum Thema akustische Umweltverschmutzung

Eine Hiobsbotschaft

Ein Großteil der Menschheit muss heute künstlich beschallt werden. HH

Von der Sehnsucht nach Musik

Dort wo Musik noch mehr mit dem Lebens- und Jahreslauf, mit Gebrauch in Freud und Leid zu tun hat, unterscheidet sie sich grundsätzlich vom Musikmarkt mit seinem Bemühen, durch permanente Beschallung das Gefühl des all überall und ständigen Dabeiseins zu suggerieren. Musik als Lebensmittel dagegen, lebt auch von Enthaltsamkeit, von der Pause, die die Sehnsucht nach Klängen nährt. HH

Wir sagen zu allem Musik

Während wir Musik als die höchste der Künste preisen, haben wir sie leider nach und nach zur Geräuschkulisse degradiert. Sie ist verkommen zur Dauer – Untermalung des Frühstücks, zum Begleiter im Auto, im Restaurant und verfolgt uns sogar bis aufs „Häusl“. Von der virtuosen Interpretation der alten Meister bis hin zum elektronisch gefertigten Kaufhaus-Hintergrundgeräusch – wir sagen zu allem Musik. HH

Was tun wir unserem Ohr an?

Wir haben längst Sehnsucht nach eigenen, selbstgemachten Klängen, nach der Bestätigung, dass wir musische Geschöpfe sind. Die Frage steht im Raum: Warum sind wir nicht etwas wählerischer mit dem, was wir unserem Ohr antun? Merke: Sogleich nach dem Ende der Stille beginnt unsere Verantwortung. HH

Wie klingt die Weltkugel?

Wir haben diese Verantwortung zu wenig wahrgenommen, so scheint es, denn die Töne haben uns längst im Griff, wir schwimmen in einer Geräuschkulisse und haben keine Ahnung mehr, wie sich das Drehen der Weltkugel im Originalton anhört. HH

Das Musik-Lärm-Problem geht uns alle an

…und es gibt keinen Grund sich am Verkommen von Musik vorbei zu schwindeln. Wir sollten uns nicht zurücklehnen in den „Stade-Weis-Lehnsessel“. Was bringt das Suhlen im Volksmusikkreis, das Zurückziehen in das Balkon- und Kopf-verbretterte Musikzimmerchen? Es geht uns um Veranstaltungs- und Begegnungskultur, um mehr Lebensqualität und wie bei allen Dingen um das rechte Maß. Also reden wir über die künstlichen Zwänge und unsere Hilflosigkeit, über die Sättigung, die uns keinen Ton mehr abverlangt, die Einsamkeit inmitten eines Höllenspektakels. HH

Es gibt ja nur mehr fertige Klangteppiche

…die unserem Leben unterlegt werden, es erübrigt sich das Selber knüpfen von Tonfolgen, das Einfärben nach Lust und Laune. Nein, der Teppich wird uns gelegt und es sind mit ihm eben keine Höhenflüge zu machen, er ist nur raumfüllend und degradiert uns zu Empfängern einer wohltemperierten Geräuschkulisse. HH

Der Vergleich ist zugelassen

Die Jahrhunderte alte Tabakkultur, der Anbau und die Veredelung der Pflanze, die Salonfähigkeit des Rauchens und die rasche Entwicklung zum geliebten und berauschenden Laster endet nun im Krieg zwischen den Befürwortern und den Gegnern – und schließlich in getrennten Räumen. Der Siegeszug der Musik, von den kultgetragenen Urtönen bis zur Hochblüte der letzten Jahrhunderte, von der Konservenerzeugung bis zur Nonstop – Sendung und Verkabelung in jedwede Ecke, endet nun in der Forderung nach einer Pause. So quasi: Jetzt ist Schluss, denn auch eine Überschwemmung mit feinstem Trinkwasser ist eine Katastrophe. HH

Ohrstumpf und sinnfad

Musik verkommt zur Dauerwurst und macht uns ohrstumpf und sinnfad. Wir setzen also mit der Kennzeichnung musikfreier Räume eine erste stumme Handlung, um wieder einen Anlegeplatz auf der Insel der Seligen zu ergattern. Wer mit uns die Kreuzfahrt ohne Lautsprecher antreten möchte, möge sich bald anmelden, wir sind beinahe ausgebucht. HH

Die akustische Feintonbelastung

Es funktioniert alles nur mit dem Funken Einsicht und der Gestaltungskraft Vieler. Insofern gilt die Verordnung zur Mülltrennung auch für die akustische Feintonbelastung bis hin zum Tonmüll. Und: Die Verordnung gilt auch für Weihnachten, nach dessen tiefen Sinn wir stets unter eine Lawine von putzigen Accessoires suchen. HH

Her mit dem Weniger

…schreit da jemand durch die Kaufhalle und rafft sich für die Feiertage ein paar Gustostückln zusammen. Von dem Nichts gleich eine 6er Packung und von der Stille zwei Kilo. Viele gehen leer aus, weil sie vom Nichts nur mehr eine entfernte Ahnung im Regal finden und ihnen die Stille zwischen den Fingern zerrinnt. HH

Der Fehltritt des Fortschritts

Ja, vor Dauerbeschallung sollten wir uns hüten, uns von akustischem Müll trennen lernen. Ja, die Dauerberieselung mit Musik ist ein kultureller Niedergang. Sie ist ein Fehltritt des Fortschritts. HH

Vom Puls nicht herunter gekommen

Nein, wir begeben uns fernab der Arbeitswelt ganz freiwillig in die rhythmisierte klangbegleitete Gemütlichkeit. Wir urlauben all inclusiv und die Erholung beginnt mit der obligaten Dosis Reise-Begleitmusik. In der Freizeit angekommen, ist Musik im Raum wie eine Tapete an der Wand. Weil wir es so von daheim kennen, denn da schalten wir uns Musik dazu, um im Tagesrhythmus zu bleiben, um der Hektik noch den Kick zu geben. Vom hohen Puls herunterkommen? Nein, wir spielen das Hasten über Boxen bis zum bitteren Tagesende. Erschöpft ersehnen wir die Nachtruhe herbei, es pulsiert in uns nach und die aller letzten Gedanken im verdammt stillen Kopfpolster sind makaber: Was ist los, bin ich schon tot? HH

Neidvoll meint das Ohr zum Auge

„Du hast es gut, Du kannst auch wegsehen. Mir aber fehlt der Schließmuskel und ich bin deshalb permanent ausgeliefert – dem Geräusch, dem Gequatsche und Gedudel“. HH

Die Wahrnehmung schärfen

Auch die Musik hat die größte Strahlkraft nach der Pause vor ihr. Ein stiller Arbeitsplatz, die ruhige Wanderung am See entlang, die nicht beschallte Ordination, das kultivierte und deshalb nicht beschallte Kaffeehaus. Das sind alles die Helfershelfer für den Hunger nach Musik. Zur Ruhe gekommen in akustisch abstinenter Zeitspanne birgt etwas in sich, was einen höheren Erlebniswert gleichkommt und die Wahrnehmung schärft. HH

Akustische Raumabsonderung

Mitunter aber ist es notwendig, die Bremse zu ziehen. Dann, wenn die dem Fortschritt geopferte Lebenswelt mit akustischem Müll angereichert wird. Tonfolgen und Nachrichten als Beilage zum allerbesten Kaffee, akustische Raumabsonderung bis in die Toilettenanlage, im Aufzug, in der Hotelsuite oder ganz tief unten in der Tiefgarage. Wo, bitte schön, sollten wir uns nach Musik sehnen, wenn sie allgegenwärtig um uns ist? Und dabei geht es noch gar nicht um die Qualität dieser Musikabsonderung, sondern nur um die Menge, um die Dosis und den Missbrauch als Hör-Dekor. Das sollten wir immer mit bedenken: Auch das allerbeste Trinkwasser kann in großer Menge tödlich sein. HH

Heute ist überall Musik im Spiel

…bis in den Herrgottswinkel verkabelt, Aktivität, Stimmung und Gemütlichkeit vortäuschend. Wo nichts davon wirklich köchelt, bleibt allerdings nur die gleichförmige Hintergrundtapete. Sie ist permanent vorhanden und verklebt unsere Gehörgänge. Eine Auszeichnung „Wirt ohne Musik“ sollte für Betriebe geschaffen werden, die auf akustische Hygiene achten, zumindest aber unbeschallte Räume als Oase der Erholung anbieten.

Musik als klingender Botschafter

Musik ist vieles, im negativsten Falle dient sie der endlos Beschallung des Alltags – und verkommt dort zu akustischen Müll. Im positivsten Falle schafft sie es, die deutlichsten Botschaften zu formulieren, die einem klingenden Friedenskonzept zum Durchbruch verhilft. Das ist übrigens der Grund, warum wir hier nach Mariazell gekommen sind. Eine schöne Idee: Der Weltfrieden als Auftragswerk für uns alle. HH

Wenn der Hunger nach Musik ausbleibt

Die Urheber der Lärm- und Geräuschbelastung heißen heute nicht nur Auto, Flugzeug und Eisenbahn. Der größte Belaster ist der Mensch selbst, der sich den technischen HiFi-Möglichkeiten ausliefert, statt sie für mehr Lebensqualität zu nutzen. Somit ist auch die höchste Kunst der Künste – die Musik – zur Belastung geworden. Allüberall Musik-versorgt heißt aber nicht nur, dass dadurch Gehörschäden (durch Lautstärke) entstehen, sondern dass der Mensch einer Übersättigung ausgesetzt ist. Ärzte warnen schon viele Jahre lang vor dem selbsterwählten Geräuschpegel, vor unselektiertem Musikgenuss rund um die Uhr. Das sensible Ohr verliert über Jahre seinen feinen Sinn, der Mensch selbst verliert den Hunger nach Musik, sogar die Sehnsucht selber Musik zu machen. HH


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