Die Generalprobe

Also, packen Sie Ihre sieben Sachen zusammen, ein bisserl Wäsche zum Wechseln, ein Jausenpaket, die Wanderkarte und natürlich die Gitarre, oder gar die Mundharmonika.

Sie müssen deshalb kein Musikus sein, denn es genügt, wenn Sie sich dann und wann eins pfeifen. Oder wenn Ihnen dann und wann der Augenblick ein Lied auf die Lippen zaubert.

Sie werden es bald sehen:

Wiesen, Wälder und die täglichen vielfältigen Bilder am Weg, geben die Stichworte für die Liedertexte. Eine Wallfahrt etwa, ist dazu angetan, schlummernde Fähigkeiten zu wecken. Was an Musikalität in uns steckt, wissen wir erst, wenn das Reden nicht mehr genügt und wenn Worte und Klangfarben eine Einheit mit jenen Gedanken bilden, die auf einem langen Weg in unserem Kopf entstehen. Ob dieses Singen und Klingen nun bekömmlich ist oder nicht? Eine Wallfahrt hat da ihr Gutes, denn Gebete und Gesänge sind nach oben gerichtet und alles Singen und Musizieren auf Erden ist Probearbeit für den bevorstehenden Einstieg ins Himmelsorchester.

Das Weltliche und das Göttlich nebeneinander

Die unmittelbar bevorstehende Sänger- und Musikantenwallfahrt nach Mariazell bietet aber auch andere Genüsse wie Tanzbodenfreuden und Ausgelassenheit in den Gaststuben von Mariazell. So spielt eben das Leben: Das Weltliche und das Göttliche ist sich so nahe wie die beiden Stimmen der Vorsänger, die den Zug der Pilger anführen. Das wird ein Fest, wenn wir dann gemeinsam in die Basilika einziehen. Einst sind wir ja alle als Sängerinnen und Sänger auf die Welt gekommen. Damit ist offenkundig, dass die Einladung uns alle angeht …


WAS IST WO? Programmzeitschrift, Derzeit Volksmusik, 6/1998; Sätze und Gegensätze, Band 10/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.