Liebe Freundinnen und Freunde der vokalen Lustbarkeit!
Liebe zertifizierte Jodlerinnen und Jodler!
Ja, wir haben Sonntag früh morgens den Tatort und Euch alle gut gebettet zurück gelassen. Es war schön mit Euch auszuklingen, mit Euch einen ganzen Samstagabend verschollene Lieder und Jodler auszugraben, mit Euch in die tonale Unterwelt auszubüchsen, um dem Wohlklang der eigenen Stimmen zu huldigen. Dem Wirt und dem Zirben sei Dank…
Und das, nach einer ganztägigen Rallye
…quer durch die Jodlerwelt, nach dem Tönen in freier Natur hoch oben auf der Kölblalm, wo sich sogar der Bröselkäse spielend leicht mit dem Mundgeruch verbrüdert. Herrlich waren der Wechsel zwischen sommerlicher Hitze und herbstlichem Schattendasein und die weit tragenden Klänge, die sich wie ein Teppich über den Almboden legten. Bei so viel erlebbarer Üppigkeit bedarf es nur mehr des kleinen Seitstellschrittes in eine frische Kuhflade, um dem Glück ganz nahe zu sein.
Na ja, zu Anfang – beim Kölbwirt
…klang es noch zaghaft zurückgezogen, gedämpft durch den bislang gezüchteten Bauchspeck und eine, durch das Berufsleben angeeignete dicke Außenhaut. Später aber stellten sich alle jene Eigenschaften ein, die dem Jodeln zu gute kommen: Zumal bemerkte ich der Ekstase ähnliche Gesichtszüge, um dem Hops hodare artgerecht nahe zu kommen. Manche von Euch kamen nur brüllant zum passablen Ergebnis und ballten beim Histn Hostn beide Fäuste. Schön war es, Euch dabei bewundern zu dürfen, wie ein Jodler nach dem anderen von Euch Besitz ergriffen hat, bis in die Knochen hinein und in die Weichteile…
Und da waren noch die Brubuschl
Ebenso darf ich hier die sprachlichen Fortschritte erwähnen. Es war köstlich, wie sich alle Eure Ober- und Unterkiefer kräftig bewegten, einem Wellenmeer gleich auf- und zu schwappten. Wie sich nach und nach die Hoe, die Häi und die Hollarae den Weg in Euren Sprachgebrauch erobert haben. Die frischen, grean anprankltn und anbrutzltn Brubuschl waren also eine große Hilfe. (1)
Bitte entspannen, aber nicht locker lassen
Spaß beiseite: Wir danken für das bedingungslose Vertrauen und für viele schöne Augenblicke des Erfolges. In kleinen Schritten das Leben zum Klingen zu bringen, ist für uns eine sehr ehrenvolle Aufgabe. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen und eine weitere stimmliche Annäherung und bitten Euch, nicht locker zu lassen. Jodeln hat so etwas, na ja, so etwas tiefsitzendes, etwas, unser Innenleben betreffendes, etwas, was sich gut anfühlt, sobald sich die Stimmen kreuzen, ineinander verkeilen, auseinander streben, übereinander legen und vor dem Verklingen noch einmal…
Kurz: Das Jodeln hat so etwas Unaussprechliches…
(1) Felix Hoerburger, neueste nachrichten aus der schnubiglputanischen Provinz Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 1977, Infos unter www.allitra.de
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs in Johnsbach im Gesäuse, 2016; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.