Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer
am Jodelkurs im Johnsbachtal, liebe Zertifizierte!
Eine rasch durchgeführte Umfrage beim Frühstück hat ergeben, dass Ihr eine schwere Nacht hinter Euch hattet. Am angenehmsten hat es wohl jene wenigen getroffen, die ihre vom Arzt empfohlene Ruhephase in der Gaststube abdienten. Ein größerer Teil von Euch aber verbrachte, sich im Bettzeug wälzend, viele unruhige Stunden gemeinsam mit den zu Unrecht gefürchteten Ohrwürmern. Fachleuten sind diese Tierchen unter Titanolabis colossea geläufig und sie werden leider gerne für Fluginsekten gehalten, während dessen sie ein Leben als ohrale Musikspeicherkarten verbringen.
In der Antike, die im Johnsbachtal zumal
…schon länger vorbei ist als man annehmen möchte, wurden Ohrwürmer pulverisiert gegen Taubheit eingesetzt, während sie heute als ausgewachsene Exemplare die Hirnschale bewohnen, wo sie sich in Gedächtnislücken nützlich machen. Die Körperlänge der Tiere beträgt meistens zwischen 10 und 20 Millimetern, einige Arten können auch deutlich größer werden, beispielsweise der Riesenohrwurm (Titanolabis colossa) der sich auch mehrstimmige Jodler gut merken kann.
Ohrwürmer sind meist nachtaktiv
…und ernähren sich von 8-taktigen Ländlerformen, die, weil sie offenbar Duftnoten ausstoßen, auch in Notenschrift auf den Markt kommen. Es handelt sich aber um völlig harmlose Tierchen, deren Krabbeln im Menschen (lastaurus) nicht wahrzunehmen ist. Einzig allein die stundenlange, monotone Wiederholung von ländlerischen Jodeltönen und -silben kann Nächtens zur Plage werden, weshalb dieser Umstand oft fälschlicher Weise mit dem entfernt verwandten Tinnitus (Tinnitus aurium) in Verbindung gebracht wird. Dieser wiederum gehört in die Gattung der Bordun-Würmer, weil er die Eintönigkeit vorzieht und zuweilen nur berauscht musizieren kann.
Ohne Euch noch länger belehren zu wollen:
Neben seines sehr ausgeprägten Balzverhaltens, pflegen alle Ohrwürmer die Brutpflege. Dabei werden die Jodler und deren Silben in selbst gebauten Höhlungen des menschlichen Gehirns beschützt, gepflegt und gesäubert und später an das Sprachzentrum verfüttert. Fazit: Wenn Euch Melodien und Silben durcheinander geraten sind, ist das eine sehr menschliche Reaktion und hat mit Euch persönlich frei nichts zu tun. Schiebt es auf die Brutpflege der Ohrwürmer und auf die – wie Ihr wisst – unverlässliche Genetik.
Und nun danken wir Euch
…für Eure stundenlange Aufmerksamkeit, für das Mitgehen in allen Steillagen, das tiefe Atmen und den emotionalen Ausstoß samt den dazu gehörenden Handbewegungen mit Zungenschlag. Nie und nimmer hätten wir damit gerechnet, dass unser Ansinnen von solch schönem Erfolg gekrönt sein würde. Die vielen Versuche gipfelten ja doch im Hochzeitstanz zweier Stimmen, denen die Verschlungenheit und ausgeprägte Intimität zweier Seelen anzuhören war.
Ein hehres Ziel: Das weltliche Frohlocken
Bevor wir aber der Sentimentalität verfallen, hier weitere Anweisungen für ein viel besseres Leben: Atmen, Sprechen, Anlauf nehmen, sich in die Höhe katapultieren, dort wo keine Reißleine mehr Sicherheit gibt. Dort oben, losgelöst von Tonlosigkeit und dem Fall der Blamage ausgesetzt, dort macht das Leben Purzelbäume und führt uns dann und wann, bald einmal, meistens und überhaupt erstmalig, nach etwas Übung und Ausdauer, nach dem Auftanken der Courage ziemlich sicher zum weltlichen Frohlocken. Es ist die reine Wahrheit – glaubt es mir…
Habt also Dank für Euer Vertrauen
…in uns und in die damit weit verzweigte wissenschaftliche Raupen- Käfer- und Würmerkunde. Bleibt uns gewogen und nehmt bitte unsere Angebote wahr. Es gibt nichts Besseres, als den Rest des Lebens singend zu verbringen. (Gut, ein Zirben kann dabei eine kleine Rolle spielen…)
Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Jodelkurs in Johnsbach im Gesäuse, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.