Das Ende des Stadls: Ein Kulturverlust?

Ein schwerer Verlust hat uns getroffen und wir fragen uns, warum der Abbruch des Musikantenstadls so sehr bedauert wird. War er baufällig, also bis in die Grundmauern morsch? Stand er schon länger in Schräglage und hat er deshalb ausgedient? War er nur mehr Dekoration ohne Inhalt? Spielten nur die gezählten Mäuse mehr eine Rolle?

Zugegeben: Er war beliebt, weil viele Heustadln heute leer stehen, ausgeräumt, ihrem ursprünglichen Sinn enthoben und weil es sich gut anfühlt, einmal aus der kitschigen Bauernstube rauszukommen, die Resopal-Küche hinter sich zu lassen, um sich – wie in der guten alten Zeit – auf Bierbänken wieder einen ganz normalen Schiefer (Fichte natur) in den Hintern einzuziehen. Es gibt also die Sehnsucht nach dem Ungehobelten.

Mich haben die kleinen Ennstaler Heustadln schon immer fasziniert, weil sie im hohen Alter einfach von der Bildfläche verschwinden, umkippen, sich zur Ruhe legen und vermodern. Ein sich selber umweltfreundlich entsorgtes Gebäude, das seinesgleichen sucht.

Das alles fällt mir zum Thema „Stadl“ ein und vor allem seine Aufgabe zur rettenden Stund` als er dem Heiligen Paar samt Kindl zur Herberge wurde. „Stadl“ ist also ein Ehrenwort und wird es bleiben, auch wenn eine gleichnamige Sendung längst begraben ist.


Leserbrief auf die in den Medien entsetzte Ankündigung, dass der Fernsehstadl eingestellt wird. 2015;Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.