Jodler: Sie verheddern sich im Muskelgewebe…

Liebe Freundinnen und Freunde! Liebe Teilnehmerinnen
und Teilnehmer am Kurs „Spuren ziehen und jodeln“ in Hohentauern

Als der letzte Rucksack gepackt, die Hände geschüttelt, die Scheiben enteist und die Heizung auf Höchstleistung gedreht war, erwachte der erkältete Motor und gab rauh – kratzende Klopfgeräusche von sich. Die Windböen trieben uns die Flocken waagrecht ins diffuse Bild und verwandelten unsere gezielten Heimreise-Absichten in ein zweifelhaftes Ansinnen, unser Ziel überhaupt zu erreichen.

Gerade aber, als ich den Wagen in den Abgrund

…des Paltentales lenkte und mir ein Schneepflug der Straßenmeisterei letzte Grüße an die Windschutzscheibe prasselte, schlich sich der Rituliä auf meine Lippen, Inge schwenkte in die Gegenstimme Hoda rae i ein und so nahmen wir abwärts taumelnd und dem Lichtkegel folgend Abschied auf erstklassigem Winterreifenprofil und in großen Tonsprüngen behände balancierend.

Allzu schnell bringen wir Kilometer zwischen Euch und uns

…obwohl die Zwei- und Dreistimmigkeit durchaus noch auszuhalten gewesen wäre. Was bleibt aber, ist die Erinnerung an köstliche und kostbare Augenblicke, an die gemeinsame Spur im Schnee, an umwerfende Sturmböen und ungelenke Abfahrten, an zu tiefe Töne und zu sehr abweichende Varianten, an geglücktes Ansingen und die dabei frei werdenden Emotionen, die später noch im Muskelgewebe, in den Knorpeln der Bandscheiben, im Harn und im Blut nachweisbar sein werden.

Was ließ die Nasenflügel begeistert beben?

Ho juch he, selbstverständlich sind uns die vielfältigen Versuche zur idealen Spitzkehre in Erinnerung, vor allem Veronikas Pirouette und die darauf folgende Entwicklung ihrer Gebeine. Nie und nimmer werden wir aber eine solche Bewunderung erleben, wie sie uns beim Verzehr von Steirerkäse durch Petra vor Augen geführt wurde. Der Duft von lange nicht gespülten Bergsocken ließ deren Nasenflügeln erbeben. Und überhaupt: Der kulinarische Teil dieser beiden Tage hat uns heikel für das ganze weitere Leben zurückgelassen. Die Familie Haas hat uns bis hinein zu den Magennerven verwöhnt und auch die Leber nicht unangetastet gelassen. Dafür ist hier zu danken und natürlich für die Zuneigung und Zuwendung von Herz und Seele.

Vielen Dank für Eure Ausdauer

…für Ewalds kräftig intonierten Bauernjodler, für Christines Beitrag mit dem Hops ho da re, für Gerhards Vorschläge aus seinem eigenen Repertoire, für Joachims abendlichen Ausflug zu seinen Lieblingsliedern, für die Übertragung der Jodler in die eigene Familie durch den Alois und für Petras Bekenntnis zu Varianten ohne Hauptstimme. Spaßohne, oba tradl die hoeho: Soviel Tiefenwirkung hätten wir uns nicht erwartet und so gebührt Euch der Dank für Eure Geduld und für die Ausdauer.

Und nun habt Ihr alle Noten und Texte bei der Hand

Beherzigt bitte unsere Ratschläge bezüglich der Übungen mit der Stimme, der Konzentration auf einen Lieblingsjodler, auf Ansinge-Übungen und auf den Rat, zwischendurch auch zu atmen. Wir hoffen sehr, Euch wieder zu sehen und vergesst nicht den Ernst der Lage: Ihr seid nun Jodel-zertifiziert und mit Zirben gesalbt. Gehet hin und verbreitet Freude.


Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Jodelkurse und Musikwochen werden im Nachhinein nicht nur Liedertexte und Noten zugesandt, sondern auch ein brieflicher Gruß als Resümee „nach getaner Tat“; Hier ein Brief nach einem Schitouren-Jodelkurs in Hohentauern, 2015; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.