Der Grundlseer Schützenball

Jauchz amål, wer die Schenare håt…

Im Gaiswinkler Schützenhaus rumort es wie in einem Wespennest, denn dieses Mal sind über sechzig Schützinnen und Schützen gekommen, um sich am Schießstand zu messen.

Die Zieler und Schreiber haben alle Hände voll zu tun und alle Schießstände sind umlagert, denn bei so vielen Aktiven muss jeder freie Platz ausgefüllt, jede Minute genützt werden. Die Zeit zwischen der Freigabe der Schießstände und dem letzten Schuss – noch vor Einbruch der Dunkelheit – ist allzu kostbar.

Die Geräuschkulisse wird als eine akustische Besonderheit erlebt. Sie bietet eine Mischung aus geselliger Unterhaltung an den Tischen, dem lautstarken Nachbestellen des Zielwassers, den unentwegt und unrhythmisch angeordneten, peitschenden Schüssen, den ungeduldigen Aufrufen der Schützennummer zur Einhaltung der Reihenfolge, dem begeisterten Beifall für die besonderen Treffer nebst flotten Tönen der Schützenmusi, zumal mit Gstanzlsingen und dem Paschen.

Hochdekoriert geht es dann zur Preisverteilung

Hochdekoriert mit den Zehnern und Neunern am Hut geheftet treffen sich dann alle beim Schützenball, um an der Preisverteilung, dem Schützeneinzug und dem Verlesen der Schützenscheibe teilzunehmen. Ein gutes Ergebnis muss auch entsprechend gefeiert werden. Bei so vielen Schützinnen und Schützen aber, ist der festliche Einzug mit Pfeifen und Trommel kaum zu bewältigen. Der Schützentanz, ein Steirer, getanzt mitsamt den Beststangen und den bunten Tücherln ist zugleich ein Ehrentanz für die Grundlseer Schützengesellschaft, die damit einen der schönsten Bälle des Ausseerlandes eröffnet.

„Alles Walzer“ im Gasthof Schrammel

Im voll besetzten Gasthof Schramel heißt es dann „Alles Walzer“ und nun beginnt eine köstliche Ballnacht mit den Citoller Tanzgeigern. Der Wechsel von der Streich- auf die Blasbesetzung und das Singen der populären Tanzlieder ist ihre Spezialität. Für die Steirer und Landler holen sie immer wieder die schönsten Melodien aus der Reserve.

Der Tanzboden ist zum Bersten gefüllt, wenn sich die Paare mit ausholenden Handfiguren dem Landler hingeben. Zum Singen und Paschen formieren sich immer wieder andere Ansänger und nicht selten kommt es vor, dass die Citoller nach einer letzten ausklingenden Kadenz mit samt einem Atemzug Pause noch einmal anheben, um die Lustbarkeit um eine weitere Nuance auszubauen.

Die Akrobatik der Kellnerinnen

Wer gerne tanzt, kommt hier auf seine Rechnung. Eine Nacht lang sind die Tanzrunden so bemessen, dass sich Lust und Erschöpfung die Hand reichen. Die Kellnerinnen beim Schrammel tragen inzwischen behände die erlösenden Erfrischungen in den Saal. Es bedarf einer ausgefuchsten Akrobatik, sich am Rande des Tanzbodens unbeschadet zu den Tischen durchzuschlagen. Wenn der Primgeiger im rasanten Polka-Trioteil sein „Jauchz wer die Schönere hat“ in den Saal ruft, dann ist der Siedepunkt überschritten. Die ganze Tanzgesellschaft jauchzt vielstimmig und mit Inbrunst.

Vergangenes und Wiederentsdecktes

Der Schützenball in Grundlsee ist das furiose Finale des alljährlichen Ausschießens der Schützengesellschaft. Er ist eine Tanzveranstaltung, die an die Tradition früherer Schützenbälle anschließt, mit den besonderen Tänzen, der ohne Verstärker agierenden Musikgruppe und einem unvergleichlichen Ambiente mit dem Blick auf den Grundlsee. Und der altehrwürdige Saal des Gasthofes Schrammel mit seinem Holzboden hat schon mehreren Generationen von Schützinnen und Schützen, von Musikern und Tanzpaaren erlebt.

Nicht immer ist das Alte ohne Verbrauchserscheinung und Fadesse ins Heute zu transferieren. Hier gilt die Ausnahme. Beim Schützenball treffen sich längst Vergangenes im Wiederentdeckten zum Schulterschluss. Und die Grundlseer Schützengesellschaft hat noch einen Trumpf auszuspielen: Die Jugend hat hier die Oberhand.


Veranstaltung-Werbetext, 2014; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.