Mit dem Laufnitzdorfer Bergbauernsohn und Werksarbeiter, nunmehr Pensionist Franz Zöhrer verbindet uns eine Jahrzehnte lange Freundschaft und so manche lustvolle Singstunde.
Und seit er als „lebendiges Liederbuch“ bei ungezählten Musikwochen und Ensemblestunden der Musikuniversitäten Graz und Wien unterrichtete, sind es hunderte junge Musikantinnen und Musikanten, Studentinnen und Studenten, die ihm Respekt zollen. Ein großer Teil unseres Jodler- und Liederschatzes stammt von ihm, dem geduldigen und tiefsinnigen Lehrmeister, dem wir mit einer tiefen Verbeugung diese CD widmen.
Jodeln ist ein Stück Urgeschichte der Menschheit
Einen anderen und ebenso tiefen Eindruck hinterließen uns Gretl Steiner und Heli Gebauer aus der Ramsau. Die beiden haben mit ihrer archaischen Interpretation des Gesanges stets das Wesentliche dieser Kunst hervorgekehrt, denn Singen und Jodeln entsteht aus einer Gemütsbewegung, aus Bildern, Sehnsüchten und Leidenschaften. Jodeln ist pure Emotion und es steckt darinnen ein Stück Urgeschichte der Menschheit. Im Gegensatz zur Chormusik, deren Endergebnis ein optimales Zusammenspiel menschlicher Stimmen im Gleichklang anstrebt, steht beim Jodeln jede einzelne Stimme als unvergleichliches Unikat im Vordergrund. Das Ergebnis ist nicht mit den Maßstäben der Kunstmusik zu messen. Das hohe Niveau dieser Musik kommt aus dem Bereich der lustvollen und emotionalen Notwendigkeit von Musik mit Sitz im Leben. Gretl und Heli ist es zu verdanken, dass sie diese Dimension von Musik so unbeirrbar in den Vordergrund gekehrt haben.
Die schönsten Stunden stets singend verbracht…
Ja, und ungezählt sind weitere Begegnungen mit Menschen, die ihre Lebensfreude durch Musik ausdrücken können. Dazu zählt der Bahnbedienstete Leo Berger aus Übelbach, dem im Führerhaus seiner Lokomotive immer wieder ein Jodler zu entlocken war. Ebenso dem Landwirt Hans Neuhold vulgo Wiemann aus Semriach, dessen Lieder und Jodlerschatz zum Hoferbe gehört, wo schon seine Eltern die schönsten Stunden singend verbracht haben. Wir danken aber auch Hans Martschin, dem pensionierten Sparkassendirektor, der im Mariazellerland viele Jodler gesammelt, gesungen und damit wieder unter die Leute gebracht hat. Und so wie der Pensionist Franz Seebacher uns auf der Hausbank vor dem Kölblwirt zu Johnsbach im Gesäuse zwischendurch seinen Bibi be boba -Jodler gelernt hat, so waren es in der Rückschau viele Menschen, die in uns ein paar Takte Musik und Bilder einer von Musik getragenen Welt hinterlassen haben.
Auf dieser CD ist ein kleiner Teil einer unüberschaubaren Fülle von Melodien und deren Varianten wiedergegeben, für das Selbststudium vor- nach und gegeneinander gejodelt von Hermann Härtel jun., Hermann Härtel sen., Ingeborg Magdalena Härtel, Marie Theres Härtel, Dietlinde Härtel.
Beitrag in „Wir lernen jodeln“ Hausübung I, 2010; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.