Bestens angenommen: Jahr der Volkskultur

Einfach lebendig – von der Idee bis zur Umsetzung und die Reaktionen

Oftmals genügen kulturpolitische Impulse, um viel zu bewegen. Für jedermann verständlich und brauchbar müsste das „Jahr der Volkskultur“ angelegt sein, das war meine Devise.

Und überhaupt: Längst müsste ein Gleichgewicht zwischen den Kulturevents und kultureller Basisarbeit gewährleistet sein. Ich sage gerne Ja zur Förderung von Kulturveranstaltungen, ein doppeltes Ja aber, zur Förderung der vielen Begabungen der Steirerinnen und Steirer. Gerade bei der Volkskultur bedarf es oftmals nur kleiner Impulse, um das Leben mit unseren Traditionen wieder lebens- und erlebenswert zu machen.

Warum Volkskultur?

Als das für Volkskultur zuständiges Regierungsmitglied sehe ich den Begriff Volkskultur nicht so kritisch wie es die Experten der Volkskunde tun. Für mich gilt es, diesem Teilbereich des kulturellen Lebens unter die Arme zu greifen. Mit „Volkskultur“ hat das Ding einen Namen und damit kann ein Förderpaket geschnürt werden. Das habe ich getan und nunmehr ist die Volkskultur mit einer Fördersumme im Landesbudget ausgewiesen. Positiver Nebeneffekt: Damit ist Volkskultur im kulturpolitischen Diskurs. Mir ist es gelungen, vom gesamten Kulturbudget einen Anteil für die Volkskultur zu sichern. Mein Engagement begründet sich vor allem in der emotionalen Bindung zur Volkskultur. Als Sohn eines Gastwirtes weiß ich um den Wert von  großen und kleinen Traditionen, wie sie im Umfeld des Zusammenlebens am Lande immer noch Gepflogenheit sind.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Die Projekte und Aktivitäten im Volkskulturjahr sollen in erster Linie praxisorientierte Impulsgeber sein. Dahingehend wurde auch der Slogan „einfach lebendig“ zum Titel dieses Jahres gewählt, um in aller Kürze zu vermitteln, dass „Volkskultur“ nicht ein Relikt aus alten Zeiten ist, sondern lebt, sich entwickelt, verändert und dass die Beschäftigung mit Traditionen das Leben erfrischt und einfach lebendig macht. Es wird eingeladen zum selber Machen und zur Auseinandersetzung mit traditionellen Köstlichkeiten. Das Jahr der Volkskultur ist als Verstärkung der Fördermaßnahmen gedacht, soll unsere vielfältige traditionelle Kultur in den Vordergrund rücken. Den Volkskulturverbänden im Sommer 2004 erstmals zur Diskussion gestellt, wurden von allen Mitstreitern in nur kurzer Zeit eine Vielzahl an Ideen formuliert. Letztlich stand Ende Oktober 2004 fest, dass sich die Verantwortlichen – übereinstimmend – für drei Schwerpunkte entschieden haben:

Die Broschüre „Einfach lebendig…“

Vorzeigen, zuschauen und zuhören, selbst ausprobieren und weitergeben – so leben Traditionen in reicher, regionaler Vielfalt. Ein kleiner Ausschnitt davon (vom Palmbuschenbinden über Fingerspiele bis zum Backen des Allerheiligenstriezels) ist in einfacher, Generationen übergreifender und lebendiger Art Inhalt dieser Broschüre. Ab Mitte Jänner 2005 erhielt jeder steirisch Haushalt eine Broschüre „einfach lebendig“ –  als Anregung zum selber Ausprobieren und zur spielerischen Auseinandersetzung mit steirischen Traditionen.

Das Schulprojekt „Einfach lebendig…“

Das Schulprojekt „einfach lebendig“ im Jahr der Steirischen Volkskultur macht es möglich: Die Schülerinnen und Schüler der steirischen Volksschulen können die schönsten Traditionen selber erleben: Ausgewählte Referenten – sie tanzen, singen, spielen und bringen ihre Instrumente mit – kommen in die Schule, um gemeinsam mit den Schülern die lustigsten Lieder und Tänze wieder zum Klingen zu bringen. Das macht Traditionen erlebbar und es werden auch fast vergessene Besonderheiten wieder neu entdeckt. Noch dazu: Diese Projektstunden sind für die Schulen kostenlos!

Das Medienpaket

Zusätzlich sollen in diesem Jahr traditionelle Kulturelemente verstärkt in den Medien thematisiert werden – mit regelmäßigen Fachbeiträgen, mit Tipps und Anregungen, aber auch mit Reportagen über Land & Leute. Das Jahr der Steirischen Volkskultur wird die steirische Bevölkerung „einfach lebendig“ durch den Jahrlauf begleiten…

Wer setzt das Konzept um?

Über den Inhalt der Aktivitäten wurde mit den Volkskulturverbänden weitgehend Einigung erzielt. Mit der Durchführung habe ich das Steirische Volksliedwerk, das durch seine Verankerung im Landesbetrieb über die notwendigen Strukturen verfügt, beauftragt. Zudem beschäftigt sich das Volksliedwerk ja seit Jahrzehnten mit dem Thema „Förderung von Traditionen“ und kann auf seine Sammlung zu allen Volkskulturthemen zurückgreifen.

Wie sind die Reaktionen?

Nun sind einige Monate vergangen und es zeichnet sich bereits eine Erfolgsgeschichte ab: Die Broschüre „Einfach lebendig…“ hat viele Freunde gefunden. Zahlreiche Einzelgespräche bestätigen mir die Sinnhaftigkeit dieser erstmals für die Familie konzipierten Aufklärung. Manche Traditionen sind schon in Vergessenheit geraten und sind somit wieder in Erinnerung gerufen. Es gibt auch viele Rückmeldungen den Inhalt betreffend, vor allem Berichte über weitere Bräuche in allen Teilen der Steiermark. Die Broschüre setzt am wichtigsten Punkt an: In der Familie! Das Schulprojekt ist der wohl aufwendigste Teil im Jahr der Volkskultur. Um den Ansturm gerecht zu werden, begann schon im Herbst 2004 ein Ausbildungslehrgang für die Vermittler von Volkskultur an den Volksschulen. Über 50% der steirischen Volksschulen haben sich angemeldet und werden im Laufe des Jahres von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besucht. Dabei werden weiterführende Unterlagen den Lehrern ausgehändigt. Inhalt der Volkskultur-Schulstunden: Singen, Jodeln, Tanzen, Spielen. Die Materialien aus dem Volksliedarchiv sind da geradezu unerschöpflich. Etwa 28.000 Volksschulkinder werden bis zum Jahresende mitmachen, viele Lehrer und Eltern davon profitieren. Nicht zu unterschätzen: 40 Referenten für diese Arbeit mit Kindern stehen sodann für den weiteren Einsatz zur Verfügung. Eine Aufbauarbeit die sicherlich Langzeitwirkung haben wird. Dem Medienpaket kommt insofern große Bedeutung zu,  weil durch entsprechende Beachtung und Bewerbung ein so großes Vorhaben wirkungsvoller „in aller Munde“ kommt. Die Homepage www.einfach-lebendig.at ist Wegweiser zur Broschüre und zum Schulprojekt, darüber hinaus verbreitet der Pressedienst alle nur möglichen  Volkskulturtermine bis hin zu den Inhalten von kleinen und großen Bräuchen. Auch hier zeichnet sich Nachhaltigkeit ab: Das Jahr der Volkskultur betreibt eine permanente und professionelle Verschriftlichung volkskultureller Anliegen und Inhalte. Das Medieninteresse ist groß und die Kontakte sind auch für die Zukunft nutzbar. Es freut mich ganz besonders, dass es sich beim Jahr der Volkskultur um keine Eintagsfliege handelt. Im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist garantiert. Die schon jetzt bemerkbare Breitenwirkung wird diesen wichtigen Teil unserer Kultur bewusster erlebbar machen. Die Volkskulturverbände werden von diesem neuen Zuspruch und dem Interesse profitieren.

Landeshauptmann Stellvertreter Dipl. Ing. Leopold Schöggl


Hermann Härtel im Auftrag des für Volkskultur zuständigen Regierungsmitgliedes Leopold Schöggl, 5/ 2005; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.