Lassen Sie mich ausholen, um auf den Punkt zu kommen: Einst – zur Blütezeit meiner Großmutter und Knospenzeit meiner Mutter, da war das Kaffeeaufsetzen noch sonntägliches Ritual.
Schon deshalb, weil die Bohnen damals – ich spreche von den 50er und 60er Jahren – Mangelware waren. Die Bohnen wurden selbst geröstet und dann mittels Handmühle gemahlen. Vater musste dafür herhalten, später wir Buben. Und jetzt zur Sache: Das so entstandene Kaffeepulver wurde stets um eine Messerspitze Kakao und eine Prise Salz angereichert, bevor aufgegossen wurde.
Sagen sie bloß, Sie wissen auch von diesem Rezept?
Genau diese Prise findet sich nunmehr im Untertitel unserer Landesausstellung 2005, deren Eröffnung – im verregneten Bad Aussee – ich gerade erst erleben durfte. Die Blasmusik war verklungen, die Reden geschwungen und der Regen vertropft, da begab ich mich ins Ausstellungsgebäude, genauer gesagt ins Kaffeehaus desselben. Bass erstaunt war die Bedienung, als ich meinen speziellen Wunsch vorbrachte: „Einen großen Schwarzen mit einer Prise Salz, bitte!“ Beide Kellnerinnen – das muss man dafürhalten – kannten meine Großmutter nicht und trotz kundenfreundlicher Bemühung war sie nicht aufzutreiben:
Die Prise Salz
Wenn Sie mir jetzt Bosheit vorwerfen, so tun Sie mir Unrecht. Ich habe an der Landesausstellung partout nichts auszusetzen. Man wird doch noch nach der Prise Salz fragen dürfen, wenn sie schon ebenbürtig mit den Narren und Visionären im Rampenlicht steht?
Die Steirische, Wie das Leben so spielt, 2005; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.