Marandanna!

Nein, es handelt sich nicht um eine fernöstliche Heilmethode, sondern es ist schlicht und einfach ein mundartlich gefärbter Überraschungsausruf.

In Hochsprache: Maria und Anna! Maria, die Mutter Jesu Christi, im kirchlichen Sprachgebrauch auch Mutter Gottes; Anna ist- nach der legendenhaften Erzählung des Jakobusevangeliums- die Mutter Marias und Gemahlin des Joachim.

Wenn einem Überraschendes widerfährt

…dann rutschen solche Worte alsbald einmal über die Lippen. Im steirischen Sprachgebrauch finden sich viele ähnliche Ausrufe und es wird anderswo wohl auch solche Stoßseufzer geben. Sie werden ausgerufen, aber selten aufgeschrieben – ausgenommen in der Mundartdichtung.

Maria und Anna sind aber nicht die einzigen Heiligen, die „angerufen“ werden. Relativ oft heißt es ganz einfach „um Gottes Willen“ oder auch „um Himmels Willen“ . Einer schwierigen Aufgabe wird auch gerne das „in Gott`s Nåm“ vorangestellt. Beim „Jessasmariaundjosef“, also: Jesus, Maria und Josef, wird das Wundergeschehen im nächtlichen Stall zum Gradmesser für das eigene Verwundertsein.

Nur ein kleiner Schritt zum Fluch

Von der Überraschung aber, der positiven – der Bürgermeister bringt einen Geschenkkorb –  aber auch der negativen – der Stier ist ausgebrochen – ist es nur ein kleiner Schritt zum Fluch. Da hört man „Kreuzseitnnochamål „ oder aber „zum Teufl“, „Himmlherrgott“ und „Luada vafluachts“. Mit dem Luada ist der verbogene Nagel oder der abgebrochene Hammerstiel gemeint – das nimmt einem keiner krumm. Anders aber beim verflixten Anrufen des Teufels oder des Herrgottes. Da heißt es bald einmal tadelnd: „Versündig` Dich nicht!“

Wer alles im Schimpfwort verewigt ist…

Eine eher regionale Form des Fluches ist wohl das „Kruzitürken“ , das bei uns gerne polternd einer Schelte vorangestellt ist: „Kruzitürken noch amål, låss mi in Friedn“. Die Kuruzzen waren im 17./18. Jhdt. die Habsburg-feindlichen, militanten Verfechter der ungarischen Unabhängigkeit. Zusammen mit den Türken leben die Kuruzzen also in einem Schimpfwort fort, sonst hätten wir sie schon vergessen. Zum Kuckuck!

Verwendete Literatur:
Brockhaus Enzyklopädie, Mannheim, 1987
Günther Jontes: Steirisches Schimpfwörterbuch, Steirische Verlagsges. Graz, 1998


Bayerische Sänger- und Musikantenzeitung, 46.Jahrgang, 2003; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.