Ein Geigenkasten ja, aber eine Kastengeige? Nie davon gehört? Ist sie etwa ein altertümliches, viereckiges Instrument? Mitnichten!
Während ein Geigenkasten zur Aufbewahrung und für den Transport der Geige vorgesehen ist, beschreibt der Ausdruck „Kastengeige„ den monate- und jahrelangen, ruhenden Zustand des Instruments.
Warum kam es zur Geigenweglegung?
Es sind bedauernswerte Geigen, die – etwa nach dem Abbruch des Violinunterrichts – einfach auf einen Kleiderkasten oder Wohnzimmerschrank gelegt werden, um für unbestimmte Zeit zu schlummern. Einfach weggelegt – eine Geigenweglegung also!
Der Zustand verlangt nach Abhilfe, er kann – das weiß ich aus Erfahrung – sehr schnell geändert werden. Zumindest alle zwei Jahre, dann nämlich, wenn in Graz – Stattegg der Geigentag ruft. Da sind auch lange weggelegte Geigen willkommen und noch mehr deren Streicherinnen und Streicher.
Plötzlich legen hunderte große und kleine Geiger
…alle Hemmungen ab, ergreifen die Bögen und damit die musikalische Initiative. Das Steirische Volksliedwerk landet mit dieser Veranstaltung einen Volltreffer und zieht jedes Mal etwa 1.500 bis 2000 Menschen an, die sich dem lustvollen Spiel unter freiem Himmel hingeben.
Zuweilen aber verändert der Geigentag sogar die Beziehung zwischen den Geigern und ihren Geigen. Sie versöhnen sich und finden ihren Platz im großen Feld zwischen Stümpern und Virtuosen. Es ist durchaus ein schöner Erfolg, wenn die Kastengeige sich ihren neuen Platz im Leben findet, noch dazu griffbereit…
WAS IST WO? Programmzeitschrift, Derzeit Volksmusik, 4/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.