Wurzelbehandlung fällig?

Taram tam tam. Da spielen uns Gäste aus dem Ausland ihre Musik vor, ihre musikalische Visitenkarte. Und wir genießen diese Exotik, ob mit Fingern getrommelt oder 2-saitig gezupft:

Wir wähnen uns auf dem angenehmen Pfad der Eingeborenen – wo sie immer auch geboren sind – und staunen.

Wir selbst aber geben uns wurzellos

…und pochen damit auf unseren Weltenbummler-Stolz. Wir sind auf der Welt zu Haus, hören Weltmusik machen einen Welturlaub und geben uns sogar Weltnamen. Kurz: Wir sind „Wölthaberer“

Und dann ist plötzlich Steirisches verlangt:

„And wath`s abaut your Music?“ Ratlosigkeit breitet sich aus. Abgesehen davon, dass wir die Kurve ausschließlich im angeheiterten Zustand kratzen können, (Jo mia san mit `n Radl do/ Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich/ Steirerman san very good…) sind wir vom „I bins a Steirerbua“ geschockt, lallen „Znachst hon is a Roas gmocht ins steirische Land“ und fühlen uns beim anschließenden Jodler „“Holla-re-hol-joi-ri-holla-re-hol-joi-ri“ schon wesentlich besser.

Der Jodler und die Knochenflöte

Schau schau: Der älplerische Jodler kann plötzlich mit der exotischen Knochenflöte mithalten! Ist es nicht schade, wenn uns die eigenen Wurzeln abhanden kommen? Höchste Zeit für eine Wurzelbehandlung!


WAS IST WO? Programmzeitschrift, Derzeit Volksmusik, 4/ 1999; Sätze und Gegensätze, Band 10/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.