Lieder und Jodler der Laufnitzdorfer Sänger

Lebensweisheiten sind ebenso wie musikalische Umgangssprache ein Bereich, der uns immer wieder zu faszinieren vermag. Es ist die Essenz aus einer Generationen übergreifenden Bewahrung, die Beharrlichkeit und wundersame Erneuerung ebenso kennzeichnen.

 In einer Welt der vorgegebenen und sauberlich unterteilten Bildungswege, mag die althergebrachte Überlieferung von Weisheiten, von handwerklichen, poetischen und musikalischen Fertigkeiten einen Sonderfall darstellen – so scheint es. Viel zu wenig – weil im Bereich des Alltäglichen ist uns dieser „andere“ Bildungsweg bewusst.

Bergbauernhof: Arbeiten und auch das Singen gelernt

Im Falle der Familie und der Nachkommen der Felberbauern, Georg Zöhrer (1889 – 1975) und Elisabeth Zöhrer geb. Handl (1899 – 1973) geht es um eine geistige und musikalische Verlassenschaft, um den mitgegebenen Anteil eines Erbes, das nicht grundbücherlich verschrieben werden kann. Die Felberbauern haben ihre neun Kinder zum Arbeiten und zum Singen gleichermaßen angehalten. „Sing du drüber“ hat der Vater zum Franz gesagt und das nicht etwa bei der Gesangsprobe in der Stube, sondern bei der Arbeit im Stall und auf den Feldern am Laufnitzberg. Er selbst, der Felberbauer war zusammen mit Peter Prietl vulgo Wirt am Reising, beliebt als Brautführer und hatte dem damaligen geselligen Leben Melodien entnommen. Was geblieben ist von den Eltern? Ein Schatz von Liedern, die immer noch im Gedächtnis sind und auch bleiben werden.

Entdeckt werden – und das Leben danach

Während sich das Singen früher einmal in den Lebens- und Tagesablauf eingefügt hat, fehlen heute die vielen gemeinsamen Anlässe und Gelegenheiten. Das sagen die Sänger selbst und haben für Abhilfe gesorgt. Seit 1978 beteiligen sich die Sängerin und die Sänger auch an der örtlichen Sängerrunde. Und: Sie haben sich im Familienkreis zusammengefunden. Ausschlaggebend war die Teilnahme von Franz Zöhrer an der „Sänger- und Musikantenwoche“ des Steirischen Volksliedwerkes und das Erscheinen des Steirischen Liederblattes 5. Jahrgang Blatt 4, 1996, das den Liedern der Laufnitzdorfer Sänger gewidmet war. Nachdem die Gruppe in der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, spürten sie auch einen inneren Auftrag, dem vorgestellten Vorbild zu entsprechen und damit auch zu üben.

Hochblüte musikalischer Volkskunst

Und wer sind sie: Die Landwirtin Aloisia Mitteregger geb. Zöhrer (Jahrg. 1935); ihr Bruder – der Fabriksarbeiter in Pension – Franz Zöhrer (Jahrgang 1937); deren Neffe Hans Zink, Forstwart in Pension (Jahrgang 1941) und der Neffe von Alosia und Franz, der Geschäftsführer der Lagerhausgenossenschaft, Hubert Zöhrer (Jahrgang 1958). Alle leben in Laufnitzdorf bei Frohnleiten. Der gemeinsame Wohnort und die gemeinsame Familiengeschichte ist auch ausschlaggebend für das besondere Klangbild, das auch ohne musiktheoretische Kenntnis zur Hochblüte der Volkskunst gereicht. Die Laufnitzdorfer Sänger sind eine Fundgrube für Melodie und Text und ein Beispiel dafür, dass musikalische Überlieferung von Mund zu Mund auch heute noch die Weitergabe von Liedern garantiert.


Vorwort im Liederblatt „Meine Lieder-deine Lieder“, 2. Jahrgang, Blatt 2/1998; Sätze und Gegensätze, Band 10/ 1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.