10 Jahre Zeitschrift „Der Vierzeiler“

Eine Überschau der Publikationstätigkeit

Nach zehn Jahren meiner Tätigkeit für das Steirische Volksliedwerk sind „Jubiläumswochen“ unangebracht, wie ich auch gerne auf das „Innehalten in selbst erhobener Rückschau“ gerne verzichten möchte.Denn, ein gesetzter Gedenkstein für eine nur zehnjährige Zeitspanne könnte uns später im Weg stehen. Zehn Jahre sind überschaubar, Höhen und Tiefen sind noch unmittelbar mit uns verbunden. Die kleinen Errungenschaften unseres Tuns, Nachbeben des Misslingens berühren uns heute noch, später sind sie Legende.

Der gedruckte Nachweis des Engagements

Dieser Vierzeiler ist sichtbares Zeichen zum Jubiläum, gedruckter Nachweis unserer Aufgabe, Volksmusik zu veröffentlichen. Die Fülle unserer Publikationen zeigt hier – als Zusammenschluss in einer Zeitschrift – welch Zielstrebigkeit und Schaffenskraft dieser Arbeit zugrunde liegt. Ich selbst sah mich von Anfang an als Motor dieser Aufgaben und sehe im Nachhinein so manche inhaltliche Auseinandersetzung als sehr notwendigen Akt des gemeinsamen Handelns. Vielen einzelnen Autoren, Sammlern und Notenschreiben wäre hier zu danken – sie sind alle im Innenteil dieses Heftes mit ihrem Produkt verewigt. Dem Vorstand des Steirischen Volksliedwerkes sei aber besonders gedankt sowie meinen zahlreichen Mitarbeitern. Jenen, die durch Arbeitsmarkt-Aktionen eine Zeit lang bei uns verbracht haben und allen, die zur Zeit an diesem Volksliedwerk beteiligt sind. Alle zusammen waren sie niemals Handlanger sondern Mitträger unserer Ideen, Absichten und Ziele.

Darstellung der Volksmusik-Publikationen

Wir haben uns entschlossen, diese Doppelnummer des Vierzeilers einer umfassenden Darstellung der steirischen Volksmusikpublikationen zu gestalten. Die Notenschrift kommt hiermit zur verdienten Ehre, nachdem unsere Zeitschrift jahrelang vorwiegend die klingende Überlieferung gepriesen hat. Die Bedeutung der Begegnung im Zuge einer schriftlosen Überlieferung bleibt unangetastet. Es wird aber heute „Lebendiger gedruckt“: Notenhefte, ausgestattet mit fotografischen und schriftlichen Darstellungen der Vorbilder sind im Vormarsch. Das Steirische Volksliedwerk hat darüber hinaus viele neue Wege beschritten, verschiedene Publikationsmöglichkeiten ausgeschöpft und damit die vom Konsumenten sehr unterschiedlichen Anforderungen zu erfüllen versucht.

Von Anton Werle bis zu Max Rosenzopf

Diese Übersicht steirischer Publikationen zum Thema Volksmusik beinhaltet vorerst einmal alle im Steirischen Volksliedwerk erschienen Notenausgaben und Liederbücher. Es war ja die ursprüngliche Absicht, unserem Leserkreis und anderen Interessenten einen Überblick zu bieten, der natürlich auch gerne als Leistungsbericht des Volksliedwerkes gesehen werden kann. Darüber hinaus gibt Doris Trummer einen Einblick in unsere Bibliothek und verweist auf Schriften zum Thema Volksmusik aus der Steiermark. Hubert Lendl beschäftigt sich mit dem unausgeführten Vorhaben des Volksliedforschers Anton Werle, der zu seiner Zeit ohne die uns zur Verfügung stehenden Publikationshilfen den endlosen Kampf mit den Verlegern verloren hat. Wir verweisen weiters auf Eigeninitiative anderer Herausgeber und stellen Max Rosenzopf als Verleger einer umfangreichen Reihe beispielhaft in den Vordergrund. Wegen des enormen Umfangs dieser Ausgabe wurden Veranstaltungshinweise, Leserbriefe und andere Vierzeiler-Rubriken ausgespart.

Diese Ausgabe soll uns längere Zeit als Hilfsmittel dienen, Freunden und Interessenten einen leichten Zugang zu Volksmusikpublikationen ermöglichen. Wir wissen es, sie wird ebenso rasch überholt sein. Selbst dieser Tatsache möchten wir etwas Positives abgewinnen: Sie ist das Zeichen unerschöpflicher Reserven und Energien.

Zu guterletzt ein kleiner Überblick:

Briefe des Volksliedwerkes – Der Vierzeiler

Zu Beginn der Achtziger startete das Steirische Volksliedwerk mehrere Initiativen im Publikations- und Veranstaltungsbereich. Aus diesem Grunde und vor allem zur Kontaktaufnahme mit den Mitgliedern des Vereines entstand ein Mitteilungsblatt unter dem Titel „Briefe des Steirischen Volksliedwerkes“. Heute widerspiegeln gerade diese ersten Ausgaben ein vielfältiges Bemühen, unser Volksliedarchiv bekanntzumachen, auf Publikationen hinzuweisen und zu Fragen der Volksmusikpflege Stellung zu nehmen. Für Sammler sind diese ersten Ausgaben (Nr.1, September 1980 bis Nr. 1, November 1984) in Kopie erhältlich. Unter dem Titel „Der Vierzeiler“ erscheint diese Zeitschrift seit 1985.
Viele der im „Vierzeiler“ angesprochenen Themen sind nach wie vor aktuell, viele Themen wurden nur angerissen, um den Lesern Anregungen zu geben. Im Berichtsteil und im jeweiligen Leitartikel ist unser Bemühen um die musikalische Volkskultur erkennbar, lässt sich aber auch die Entwicklung des Steirischen Volksliedwerkes und der Ausbau des Volksliedarchives verfolgen. Dem langjährigen Redakteur, Herrn Hans Neuhold ist für seinen Beitrag zur  Gestaltung und zur Entwicklung dieser außergewöhnlichen Zeitschrift zu danken.

Musikantenheftln des Steirischen Volksliedwerkes

Die im Jahre 1980 begonnene Publikationsreihe schließt an die Tradition der Musikantenhandschriften vergangener Generationen an. Die Hefte sollen überhaupt nur eine Lernhilfe sein, später als Nachschlagwerk dienen. Die Herausgeber empfehlen die Musikstücke ins Repertoire zu übernehmen, das heißt, sie auswendig zu spielen und den Melodien damit auch eine persönliche Note zu geben. Notiert sind immer nur die beiden Hauptstimmen, wobei aber die zweite Stimme keine feste Vorschrift darstellt. Sie soll möglichst frei empfunden werden, sowie Begleitung und Bassstimme „aus n´Huat“ kommen sollen.

Das Steirische Volksliedwerk, aber auch die Herausgeber verweisen immer wieder, dass die vorhandene Notenschrift keinesfalls das Vor- und Nachspielen aus der Überlieferung ersetzen können. Innerhalb von 10 Jahren sind diese Hefte eine beliebte Hilfe für viele junge Musikanten geworden.

Reihe: Steirisches Liederblatt

Die Reihe „Steirisches Liederblatt“ wurde 1982 als Initiative im Erzherzog Johann-Jahr ins Leben gerufen. Als Vorbild wirkten Liedblattreihen wie das „Österreichische Liederblatt“, das „Liederblatt für Sing- und Volkstanzkreise“ und andere Publikationen, die übrigens in einer gesonderten Abteilung „Liederblätter“ gesammelt den Benützern des Volksliedarchivs zur Verfügung stehen.
Im Laufe der letzten zehn Jahre haben sich Prof. Dr. Rudolf Schwarz und Prof. Emil Seidl um diese Reihe bemüht. Die beiden zeichneten jahrelang gemeinsam sowohl inhaltlich wie auch für das kontinuierliche Erscheinen verantwortlich. Weitere Mitarbeiter waren Prof. Josef Spanner, Dorli Draxler, Dr. Gerlinde Haid, Hans Stadler, Friedl Konrad, Dr. Alois Mauerhofer, Ilse Strauß, Johanna Nesitka, Franz Koringer, Berta Runge, Dr. Helmut Kettenbach, u.a.
Das steirische Volksliedwerk sieht im Liederblatt eine gute Gelegenheit, Lieder „in kleinen Portionen“ auszuteilen. Folgende Liedbereiche sind Inhalt dieser Publikationsreihe:

1.    Das Volkslied in seinen verschiedenen Erscheinungsformen aus vorhandenen Quellen (Volksliedarchiv, andere Sammlungen, Aufzeichnungen, Tondokumenten)
2.    Das Volkslied als Widerspiegelung des gegenwärtigen musikalischen Lebens. Liedbeispiele aus dem Singen der Bevölkerung, von Familien, Singkreisen und Chören, bei Singtagen, etc.
3.    Neuschöpfungen von Liedern, die dieser Singpraxis dienen wollen.


Der Vierzeiler, Leitartikel zum Titelbild und Thema, 11. Jahrgang, 12/1991; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.