Eines vorweggenommen: Auch dieses „Vierzeiler“-Thema ist nicht weit hergeholt. Die täglich notwendige Auseinandersetzung mit Fragen zur Volksmusik spiegeln sich eben auch in unserer Zeitschrift wider. Worauf will der „Vierzeiler“ hinaus? – soll und wird sich die Leserschar fragen. Wir behaupten keinesfalls, für so ein komplexes Thema hier ausreichend Antwort zu finden und sehen uns daher gerne als Impulsgeber für ein „Weiterspinnen in Hausarbeit“.
Der Leser möge sich einen Reim darauf machen
Nun aber zu den Beiträgen: Es sind vorwiegend in Jahrzehnten angesammelte Lebensbilder unserer älteren Mitarbeiter. Eine Wortmeldung freut uns besonders, nämlich die unseres ehemaligen Vorsitzenden Dr. Hubert Lendl. Er hat zuvor fast ein Jahrzehnt den Leitartikel gestaltet. Seine volksbildnerische Ader lieferte gleichsam den Puls für unsere „außergewöhnliche Volksmusikzeitschrift“, wie uns von mehreren Seiten lobend mitgeteilt wurde. Die hoffentlich geneigte Leserin und ebenso den Leser bitten wir aber, sich einen Reim darauf zu machen und selbst erlebte Gratwanderungen zwischen Stadt- und Landkultur zu beachten.
Der Vorteil einer erzwungenen Beschränkung
Und wir die Redaktion? Bei aller Dynamik die unsere Redaktion entwickelt, bei aller Freude an der redaktionellen Arbeit und am Herantasten an eine uns selbst gestellte Frage bedauern wir es, das jeweils gestellte Thema (aus personellen und finanziellen Gründen) nicht eingehender untersuchen zu können. Niemand würde mir jetzt glauben, dass eine solche gerade kritisierte, erzwungene Beschränkung auch einen Vorteil in sich birgt. (Oder haben wir dies inzwischen lernen müssen?) Nämlich: In Ermangelung einer verstärkten Forschungsarbeit sind wir gezwungen, unser Umfeld bei jeder Gelegenheit besser zu beobachten und viele Erlebnisse zu speichern. Das schärft den Geist und die Sinne meiner jungen Mitarbeiter, fördert das Interesse an der Sache, lässt letztlich durch das Erleben besser erheben, was sich in Stadt und Land so tut. Damit wären wir beim Thema!
Die Nahtstellen im Daseinsgewebe
„Übergänge“ – ob nun bildhaft oder unsichtbar, sollten wir als die Nahtstellen im Daseinsgewebe sehen. Es sind künstliche Verengungen, Umleitungen, Kreuzungen, Schleusen und Schranken zum Zwecke einer Einordnung, Vorordnung, Zählung aber vor allem ein Mittel zur konzentrierten Begegnung auf dem Weg zum Austausch von Dingen, Informationen und Empfindungen. Dies bewusst oder unbewusst. Unsere Bilder zeigen sehr deutlich, dass wir uns diese sichtbaren Nahtstellen sehr unterschiedlich gestalten. Auch können wir sie alle benützen.
Die unsichtbaren Grenzlinien umgehen
Für einen musikalischen-poetischen Dialog zwischen Stadt und Land sollten wir die unsichtbaren Grenzlinien nicht umgehen und schon gar keine eigenen „Clubübergänge“ schaffen. (Wir kennen dies zur Genüge: das Volksmusiklokal, Volksmusik-Reisen, der Volksmusik-Staffellauf, die Volksmusiksendung usw.!) So bleibt am Schluss die Bitte, sich mit dem gedanklichen Anliegen Volksmusik und mit den klingenden Beispielen vermehrt an jene heranzuwagen, die unsere aufgezeigten Übergänge bevölkern. Als Gegensatz fällt mir das oft gehörte „Unter uns sein“ ein. Das wäre ein Thema für eine Vierzeiler-Sondernummer meint einer, der noch nicht alles zu Ende gedacht hat…
Der Vierzeiler, zum Titelbild und Thema 10. Jahrgang, 2/1990; Sätze und Gegensätze, Band 10/1999; Grundsätzlich sind alle hier veröffentlichten Inhalte urheberrechtlich geschützt und sämtliche Rechte vorbehalten.